
Sicherheit geben: Ärztin Konstanze Beddermann (Mitte) und die Medizinische Fachangestellte Lena Supplieth bereiten eine Patientin auf ihre OP vor
Spricht medizinisches Fachpersonal über geplante Operationen mit zeitlichem Vorlauf, benutzt es den Ausdruck „elektive Eingriffe“.
Hinter dem Begriff verbergen sich Eingriffe wie beispielsweise eine Schilddrüsen-OP oder auch der chirurgische Einbau eines künstlichen Hüftgelenks.
So etwas muss gemacht werden, ist aber kein Notfall. In der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde geht es in vielen Fällen um geplante Eingriffe. Prof. Dr. Dr. Hans-Jürgen Welkoborsky, HNO-Chefarzt am KRH Klinikum Nordstadt, erklärt: „Wir sind kein kleines Haus. Jährlich über 23.000 Behandlungskontakte bedeuten, dass wir etwa 4800 stationäre Patientinnen und Patienten haben.
In einem Zeitraum von zwölf Monaten finden in unserer HNO-Klinik weit über 4000 Operationen statt. Das geht nicht ohne klare Organisation.“
Was läuft gut, was ist verbesserungswürdig?
Der Begriff Qualitätsmanagement wirkt auf den ersten Blick abstrakt, doch genau solch einer internen Initiative ist es zu verdanken, dass Teilnehmende aus Ärzteschaft, Pflege, Verwaltung und ebenjenem Qualitätsmanagement vor Jahren genau hinschauten und analysierten, was bei der Aufnahme von Patient*innen unzureichend lief.
Was sie zusammentrugen, haben viele Menschen bereits erlebt: dass man ins Krankenhaus kommt, sich auf der Station meldet und dann nicht genau weiß, was als Nächstes passiert. Dass schnell noch zwischendurch Blut abgenommen wird, während man auf die Ärztin oder den Arzt wartet. Dass es dauert, weil der- oder diejenige noch operiert. Oder die umgekehrte Sicht auf die Dinge: Eine Chirurgin oder ein Chirurg, die oder der stundenlang im OP-Saal gestanden hat, soll anschließend noch Untersuchungen vornehmen oder Aufklärungsgespräche führen.
Diese Praxis gehört nach der Neustrukturierung des Aufnahmeprozesses der Vergangenheit an. Längst ist es so, dass sich Patient*innen vor der eigentlichen Aufnahme mit ihrer Krankenhauseinweisung in der Verwaltung melden. Hier werden ihre Daten aufgenommen und der Behandlungsvertrag geschlossen.
Dann führt ihr Weg zum Aufnahmestützpunkt, der sich im Erdgeschoss der HNO-Klinik befindet. Der Termin dafür wurde ihnen vorab mitgeteilt, sodass keine langen Wartezeiten entstehen. Im Untersuchungszimmer geben Patient*innen mitgebrachte Dokumente ab, CDs von eventuellen Voruntersuchungen werden eingelesen.
Die regelhafte Besetzung im Aufnahmestützpunkt besteht aus Ärztin oder Arzt und einer Medizinischen Fachangestellten. Der medizinische Teil sieht vor, die Indikation zur Behandlung und zur Operation zu überprüfen. Auch eine Blutabnahme oder weitere Diagnostik vor dem Eingriff – wie ein CT oder ein EKG – wird von hier aus veranlasst und fest terminiert. Die Fachärztin oder der Facharzt klärt zudem über den geplanten Eingriff auf und meldet die OP an.
Im nächsten Schritt erfolgt die Anästhesieaufklärung in einem anderen Gebäude. Wenn alle Voruntersuchungen abgeschlossen sind, finden sich die Patient*innen auf der Station zur Pflegeanamnese ein: Ist die oder der Erkrankte gebrechlich? Braucht sie oder er Unterstützung bei der Körperpflege? Welche Begleiterkrankungen gibt es? Welche Medikamente nimmt die Patientin oder der Patient täglich ein? All diese Informationen werden elektronisch erfasst und hinterlegt.
Offene Fragen klären sich zwei Tage vor der OP
Nun ist alles getan, um die Operation und den Aufenthalt optimal vorzubereiten. Der Eingriff findet erst zwei Tage später statt, aber so können die Patient*innen erst einmal wieder nach Hause gehen – und haben dank des strukturierten Aufnahmeprozesses keine offenen Fragen mehr.
Laut Prof. Dr. Dr. Welkoborsky profitieren sämtliche Beteiligten: „Die Stationen werden entlastet. Die Ärztinnen und Ärzte können sich auf die nun anstehende Behandlung beziehungsweise Operation konzentrieren. Wir haben unsere Prozesse verschlankt und auch mehr Planungssicherheit. Wer bei uns operiert wird, weiß, an welchem Tag, in welchem Zeitfenster und in welchem OP-Saal dies stattfindet.“ Die beschriebenen Effekte machten Mitarbeitende zufriedener.
Auch Erkrankte würden sich wohler fühlen, weil sie Verlässlichkeit spüren – nicht nur in Hinblick auf die Operation, sondern auch auf Untersuchungen. Denn wer genau weiß, wann eine Echokardiografie – auch Herzecho genannt – vorgenommen werden soll, kann sich darauf einstellen. Die straffe Planung, die definierte Zeitfenster auch für die Diagnostik vorsieht, ist außerdem wertvoll für die Mitarbeitenden in diesen Abteilungen. „Das sind Schnittstellen, die ebenfalls sehr wichtig sind und bei der Überarbeitung des Aufnahmeprozesses aktiv miteinbezogen wurden“, unterstreicht der Chefarzt der HNO-Klinik. Angesichts der Fülle der Aufgaben und weil jeden Tag 16, 17 neue Patient*innen eintreffen, habe die Veränderung „ausschließlich Vorteile.“