
Die Referent*innen Cüneyt Kaya (v. l.), Außendienstmitarbeiter von B. Braun Hygienemanagement&Business Development Hygiene, Dr. Heide Niesalla, Head of Hartmann Science Center, Dr. Bernhard Tautz, Oberarzt Krankenhaushygiene am KRH Klinikum Hannover und Dr. Patrick Ziech (r.) vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt flankieren das Orga-Team mit Dr. Karin Kobusch, Dominic Münchow und Jennifer Gründler.
Es ist die gelungene Fortsetzung eines Erfolgsformats am KRH Klinikum Region Hannover gewesen: Das Hygiene Update 2025 des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, das von Institutsdirektor Dr. Uwe Mai geleitet wird.
„Die Veranstaltung hat sich etabliert.“ Zu dem Ergebnis kam die Organisatorin und leitende Oberärztin der Krankenhaushygiene, Dr. Karin Kobusch, mit Blick auf das Auditorium schon bei der Begrüßungsrede: Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung des Organisationsteams, zu dem neben Dr. Kobusch die Hygienefachkräfte Jennifer Gründler und Dominic Münchow gehören. Sie informierten sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Krankenhaushygiene sowie die Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit im zeit- und personalkritischen Klinikalltag unter besonderer Berücksichtigung des Patient*innenschutzes.
Wissensvermittlung und Netzwerkbildung
Die Fortbildung diente nicht nur der Wissensvermittlung, sondern auch der Netzwerkbildung der Hygieneinteressierten über das KRH hinaus. Gesundheitsämter, Abteilungen für Krankenhaushygiene und hygienebeauftragtes Personal aus ganz Deutschland stehen vor gleichen Herausforderungen. Besonders vor dem Hintergrund der Zunahme von Multiresistenzen und der klimawandelbedingten Veränderungen ist es daher wichtig, sich klinikübergreifend auszutauschen, um Erfahrungen und Wissen zu teilen.
„Was sonst eher nicht miteinander verbunden wird, kann und soll miteinander in Verbindung gebracht werden. Und beim Hygiene-Update haben wir erlebt, wie das geht“, fasste Dr. Kobusch zusammen. Zu genau diesem Thema „Zielkonflikte zwischen Hygiene und Nachhaltigkeit“ referierte etwa Dr. Patrick Ziech vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt und konstatierte: Die Hygiene wird oft als Verhinderer von Nachhaltigkeitsprojekten angesehen bzw. dargestellt. Das hat nicht selten mit Unwissenheit zu tun. Ergebnisoffene Diskussionen und sorgfältige Risikoabwägung sind unter Berücksichtigung hygienischer Expertise dringend erforderlich, um die intrinsischen Zielkonflikte zwischen der erforderlichen Infektionsprävention und optimalem Klima- und Umweltschutz zu lösen.
Das Wichtigste ist die Patientensicherheit
„Zu allererst kommt natürlich die Patientensicherheit. Doch nur wenn wir alle für das Thema One Health sensibilisiert sind, können wir auch gemeinsam eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben“, sagte Dr. Kobusch. Zur Einordnung: Der One-Health-Ansatz betrachtet die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt im Zusammenhang. Das Ziel von Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet ist die Vorbeugung von Gesundheitsrisiken.
Eine weitere Einordnung erfolgte in den Vorträgen von Dr. Heide Niesalla, Head of Hartmann Science Center, und Dr. Bernhard Tautz, Oberarzt Krankenhaushygiene am KRH Klinikum Hannover. Niesalla zeigte auf, dass der Gesundheitssektor einer der größten CO2-Produzenten weltweit ist. Innerhalb eines Krankenhauses etwa gehört die Intensivstation zu den Bereichen mit einer wenig zufriedenstellenden Ökobilanz. Niesalla nannte auch Potenziale zur Optimierung, angefangen bei recycelten Narkosegas, wofür ein österreichisches Krankenhaus einen Umweltmanagementpreis gewann, über den indikationsgerechten Gebrauch von Einweg-Handschuhen bis hin zur Einführung einer strukturierten Trennung von wiederverwertbaren Abfällen sowie Reduzierung des Anteils gefährlicher Abfälle („Less is more“). Auch umweltfreundliche Beschaffungsstrategien gehörten hierzu.
Das Thema Hygiene ist daher wichtiger denn je
Dr. Tautz nahm die Zuhörer*innen mit auf eine spannende Entdeckungsreise in die Welt der Bakterien und Multiresistenzen. Das ernüchternde Fazit: Die Probleme nehmen zu. Die wissenschaftliche Evidenz ist erdrückend. Ein entschlossenes und konsequentes Gegensteuern ist weder international noch national in Sicht. „Die Sensibilität für das Thema Hygiene ist daher wichtiger denn je. In den meisten deutschen Krankenhäusern, so auch im KRH, wird viel im Bereich Hygiene zum Schutz unserer immungeschwächten Patienten umgesetzt. Ein großes Lob an alle Umsetzerinnen und Umsetzer, die tagtäglich die hohen Hygienestandards im Krankenhaus gewährleisten“, so Dr. Tautz. Angesichts der beunruhigenden Faktenlage beim weltweiten Einsatz von Antibiotika sei dies sehr wertvoll und es gälte, immer mehr die Menschen innerhalb und auch außerhalb der Kliniken für das Thema Antibiotika zu sensibilisieren. Denn: Wir alle haben nur eine Welt und eine Gesundheit. Und so können auch Patientinnen und Patienten viel beitragen, um sich zu schützen.
Beim abschließenden Vortrag von Cüneyt Kaya, Außendienstmitarbeiter von B. Barun Hygienemanagement & Business Development Hygiene, ging es um remanente Hautantiseptik. Er berichtete anschaulich, dass sich bei dem seit Jahren vorhandenen Konflikt der Kliniker*innen im Bereich der Hautdesinfektion (entweder „gefärbt“ oder „ungefärbt“, dann jedoch mit der geforderten „Remanenzwirkung“) möglicherweise eine Lösung abzeichnet. Aufgrund einer Neubewertung der Vorgaben und gesetzlichen Rahmenbedingungen rücken bereits bekannte Substanzen, die etwas in Vergessenheit gerieten, wieder in den Fokus des Interesses. Die weitere Entwicklung darf mit Spannung erwartet werden.
Viel Lob für das Hygiene Update 2025
Referentin Dr. Heide Niesalla war voll des Lobes ob der gelungenen Veranstaltung: „Ich fühle mich sehr willkommen, schätze den informativen Austausch und Abgleich und nehme neue Erkenntnisse mit.“ Stefanie Sobotta, Hygienefachkraft aus dem Klinikum Wolfsburg, wies auf die Wichtigkeit solcher Netzwerktreffen hin: „Es geht darum, ein gemeinsames Verständnis von unserer Verantwortung zu entwickeln und immer wieder dafür zu sensibilisieren. Und natürlich auch, sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren.“
„Toll, positiv, wertvoll, wertschätzend und produktiv für das Miteinander“: So fasste Tillman Krüger, Leitender Oberarzt Zentrale Notaufnahme am KRH Klinikum Siloah, das Hygiene Update zusammen. „Ein beeindruckendes Netzwerk, das das Orga-Team von Dr. Kobusch aktiviert hat: vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt und dem Fachbereich Gesundheit der Region Hannover bis hin zu Kolleginnen und Kollegen aus der Diakovere, des Kinderkrankenhauses auf der Bult und über die Grenzen Hannovers hinaus.“
Fest steht: Die Fortbildung soll auch künftig dazu beitragen, das Netzwerk zu stärken und den Austausch über die Hygiene hinaus zu fördern.
Vielfältiges Programm
Neben den Vorträgen traf man sich vor Beginn der Veranstaltung und in der Pause bei einer kleinen, aber feinen Industrie-Ausstellung. Dies förderte den übergreifenden Netzwerkgedanken, die Teilnehmer*innen kamen auf lockere Weise ins Gespräch. Die Sponsoren B. Braun, Dr. Schumacher, Hartmann, Schülke, Solventum und Tristel präsentierten Hygieneprodukte, wie z. B. Hautantiseptik, Händedesinfektionsmittel, Tücher zur Desinfektion von kleinen, patientennahen Flächen und Tücher zur Desinfektion von Medical Devices.