
Mehr als 25 Prozent aller Schwangeren sind belastungsinkontinent, verlieren also Urin unter Belastung – wenn sie husten oder niesen, beim Laufen, Gehen oder Aufstehen. Ursachen für Inkontinenz in der Schwangerschaft sind Hormone und die körperlichen Veränderungen. Im ersten Trimester wird mehr Progesteron (Gelbkörperhormon) produziert, welches für den Schwangerschaftserhalt und die Entspannung der Muskulatur, besonders des Beckenbodens und der Harnblase, zuständig ist. Und es wird mehr Östrogen gebildet, was das Bindegewebe elastischer macht und zur Entspannung im Bereich des Bandes unter der Harnröhre führt.
Das zweite Trimester bringt zumeist Besserung, denn die Hormonproduktion verringert sich und damit die Blasenschwäche. Im dritten Trimester kehrt das Inkontinenzproblem allerdings zurück, denn durch das Wachstum der Gebärmutter und des Babys entsteht viel Druck auf die Blase. Der Kopf des Babys richtet sich nach unten aus und drückt auf den Beckenboden. Auch die Durchblutung spielt eine große Rolle, denn während einer Schwangerschaft wird besonders die Durchblutung der Niere verstärkt und damit auch die Urinproduktion.
Was kann man zur Vorbeugung und zur Therapie tun? Dr. Aref Alemi, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am KRH Klinikum Großburgwedel, empfiehlt Frauen, vor der Schwangerschaft ihr Gewicht zu reduzieren, sollte ein Übergewicht vorliegen. „Etwa 50 Prozent der schwangerschaftsbedingt inkontinenten Frauen leiden unter Adipositas.“ Außerdem lässt sich der Beckenboden trainieren. „Wir empfehlen, sanfte Sportarten wie Yoga, Gymnastik und Nordic Walking während und nach der Schwangerschaft zu betreiben. Auch die Geburtsvorbereitungskurse, die unter anderem auch unser Standort anbietet, werden prophylaktisch empfohlen“, erklärt Dr. Alemi. Regelmäßiger sanfter Geschlechtsverkehr ist ebenfalls für den Beckenboden sehr förderlich.
Bei den meisten Frauen verschwindet die Inkontinenz spätestens nach dem Wochenbett. In wenigen Fällen besteht sie jedoch weiter. Deshalb sind eine gute ärztliche Beratung und regelmäßige Bewegung sehr ratsam.