
Vier Zentimeter große Drüse: Die Prostata sitzt unterhalb der Blase und kann über den Enddarm ertastet werden.
Fast jeder zweite Mann leidet vor allem in fortgeschrittenem Alter unter einer Prostatavergrößerung – bei 50 Prozent ist der Befund behandlungsbedürftig. „Der Harnstrahl ist dann trotz Drangs sehr dünn, was einen sehr häufigen und verlängerten Gang zur Toilette zur Folge haben kann“, erläutert Dr. Joachim Stein, Chefarzt der Urologie im KRH Krankenhaus Großburgwedel. In den ersten Lebensjahrzehnten des Mannes ist die Krankheit sehr selten, die Häufigkeit steigt bis auf über 90 Prozent bei den über 80-Jährigen. Aufgrund ihrer hohen Krankheitshäufigkeit gilt die Prostatahyperplasie als Volkskrankheit des Mannes.
Was die Vergrößerung der Prostata auslöst, ist nicht genau geklärt, Abhilfe schaffen im ersten Schritt zunächst Medikamente“, erläutert Dr. Stein. „Es wird damit versucht, die Blase wieder leichter zu öffnen.“ Der Urin wird gewissermaßen durch die Prostata gedrückt. Hat sich hier durch Vergrößerung Gewebe angesammelt, hindert dieses den Harndurchlass. „Häufig ist eine Operation eine Lösung“, betont Dr. Stein. Dabei werde das überschüssige Gewebe entfernt und die Blockade gelöst. „Dadurch wird der Druck wieder reduziert und die Blase kann sich erholen.“
Eine Operation wird in der Regel ohne große Schnitte durchgeführt. Dabei gibt es verschiedene Techniken, um das Gewebe abzusaugen. Bei der sogenannten Elektroresektion entfernt der Operateur das Gewebe mit einer Schlinge, bei der Vaporisation verdampft Laserlicht die Prostatavergrößerungen – unerwünschte Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz treten dabei praktisch nicht auf. Die gefürchtete Harninkontinenz tritt eher bei Totaloperationen wegen Prostatakrebs auf, „das ist ein häufiges Missverständnis der Männer“.
Zu den Vorteilen dieser Methode gehört, dass der Eingriff minimalinvasiv stattfindet, wodurch keine große Operationswunde entsteht und die Behandlung besonders schonend ist. Probleme etwa im Bereich der Wundheilung können so vermieden werden. Die Nachsorgezeit und der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus reduzieren sich bei minimalinvasivem Vorgehen erheblich.
„Jeder Spezialist für die operative Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung sollte verschiedene Verfahren anbieten können“, betont Dr. Stein. „Man muss individuell entscheiden, welches Verfahren sich für welchen Patienten am besten eignet.“
„Die Prostata beginnt bereits in der Pubertät zu wachsen“, erklärt Prof. Dr. Alexandre Pelzer, Chefarzt der Urologie im Siloah. Die Harnröhre werde dadurch kontinuierlich eingeengt, „dieser erhöhte Widerstand verursacht dann den geringeren Durchfluss von Urin.“ Zur operativen Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung steht neben dem Verfahren der transurethralen Elektroresektion (TURP) – das Abtragen des überschüssigen Prostatagewebes mit einer Drahtschlinge und hochfrequentem Strom – auch die Prostataentfernung mittels modernster Lasertechnologie (Holmiumlaser) zur blutungsarmen Therapie zur Verfügung, die insbesondere bei Patienten mit sehr großen Prostatadrüsen zum Einsatz kommt.
Die Lasermethode sei die modernste Behandlung dieser Druckstörung des Harnstrahls. „Hier im Laserzentrum des Siloah führen wir das seit Jahren sehr häufig durch, sodass wir in dieser Technik überregional führend sind“, so Prof. Dr. Pelzer. „Gerade bei dieser Therapie ist Erfahrung von großer Bedeutung, um wichtige Körperfunktionen wie das Urinhalten und die Sexualität ungestört zu lassen.“ Das Verfahren sei sehr schonend, da Blutungen vermieden würden. „Man kann damit mehr Gewebe in kürzerer Zeit entnehmen“, so Prof. Dr. Pelzer. Die Patienten seien bereits drei bis vier Tage nach solch einem Eingriff wieder zu Hause. „Ältere Menschen sind heute viel fitter und aktiver als früher, da ist eine schonende Behandlung der häufigsten gutartigen Erkrankung bei Männern essenziell“, so Prof. Dr. Pelzer. In der Regel müsse der Eingriff nicht wiederholt werden.