
Der besondere Patient* ist eine Reihe, in der verschiedene Ärzt*innen aus dem KRH Klinikum Region Hannover über besondere Behandlungen oder Krankheitsfälle berichten. Diesen Fall schildert Prof. Dr. Joachim Gerber, Chefarzt der Klinik für Neurologie am KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen.
Die 76-jährige Patientin stellt sich vor, weil sie seit sechs Tagen Rückenbeschwerden und ins rechte Bein ausstrahlende Schmerzen hat (Lumboischialgie). Die Kernspintomografie zeigt deutliche Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule, die die Rückenbeschwerden grundsätzlich erklären können. Eine Schmerztherapie wird eingeleitet und führt zunächst zu einer Besserung.
Zwei Tage nach Aufnahme geht es der Patientin plötzlich deutlich schlechter: Sie kann kaum noch aus dem Bett aufstehen und entwickelt einen Hautausschlag am gesamten Körper. Um das Vorliegen einer Entzündung im Bereich des Gehirns zu prüfen, wird eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) durchgeführt. In diesem zeigen sich Veränderungen wie bei einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Eine medikamentöse Therapie, die gegen Bakterien und Viren gerichtet ist, wird sofort eingeleitet.
Trotzdem verschlechtert sich der Zustand der Patientin weiter und sie muss zeitweise auch auf der Intensivstation behandelt werden. Nach wenigen Tagen erreicht uns das Ergebnis der Erregerdiagnostik im Liquor: Nachgewiesen wird das Varicella-Zoster-Virus, das viele als Ursache der Windpocken kennen, welches aber auch die Gürtelrose verursacht, die mit Schmerzen und Hautauschlägen einhergeht. In manchen Fällen kann sich das Virus – so wie bei unserer Patientin – im gesamten Gehirn und Rückenmark vermehren und lebensbedrohliche Zustände hervorrufen. Die Rückenschmerzen unserer Patientin zu Beginn sind sicher schon Ausdruck der sich ausbreitenden Virusinfektion gewesen.
Durch das gleich zu Beginn gegebene antivirale Medikament erholt sich unsere Patientin trotz langwierigen Verlaufs zum Glück und kann nach der Rehabilitation schließlich wieder in ihr vertrautes Umfeld zurückkehren.
* Der/Die besondere Patient*in