
Freundlich aufgenommen: Das Ambulanz- und Aufnahmezentrum (AAZ) in der KRH Psychiatrie Wunstorf richtet sich an den Bedürfnissen der Hilfesuchenden aus.
Freundlich sind Architektur und Einrichtung. Alles ist so angelegt, dass möglichst wenige Barrieren entstehen, wenn Menschen in seelischen Nöten die Hilfe der Fachleute in der Psychiatrie in Anspruch nehmen müssen und wollen. Die Rede ist vom Ambulanz- und Aufnahmezentrum (AAZ) in der KRH Psychiatrie Wunstorf. Wir passen uns hier den Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten an“, verdeutlicht Prof. Dr. Iris Tatjana Graef-Calliess, Ärztliche Direktorin der KRH Psychiatrie Wunstorf. Im Mai 2022 hat das neu zusammengestellte Team seine Arbeit aufgenommen. Die Geschichte eines jungen Mannes zeigt die flexible Herangehensweise. Er fühlte sich nach einer Trennung kraftlos und leer, befand sich in der Ausbildung. Plötzlich war er nicht mehr in der Lage, den Alltag zu bewältigen. Gegen die innere Leere konsumierte er Marihuana, was ihm aber nicht wirklich half.
„In den ersten ambulanten Gesprächen haben wir gemeinsam versucht, seine unterschiedlichen Problemebenen zu verstehen und zu erörtern“, erklärt Diana Kloppenburg, die Ärztliche Leiterin des jungen Bereiches. „Was zunächst wie ein klassischer Trennungskonflikt aussah, war bei genauerer Betrachtung eine Traumafolgestörung, die durch die Trennung symptomatisch wurde.“ Der Drogenkonsum war ein Versuch, sich selbst zu behandeln und inzwischen zu einem eigenen Problem geworden. „In diesem Fall haben wir dem Patienten einen längeren Klinikaufenthalt auf einer Station mit dem Schwerpunkt Trauma und Sucht empfohlen, um ihm Bewältigungsstrategien zu vermitteln.“
Das zweite Beispiel: ein älterer Herr mit zunehmenden Schlafstörungen. Der Hausarzt war mit der Verschreibung von unterstützenden Medikamenten an eine Grenze gestoßen, die er ohne weitere fachliche Abklärung nicht mehr verantworten wollte. Der Patient war völlig erschöpft und so verzweifelt, dass er Gedanken hatte, sein Leben zu beenden. „Wir nahmen ihn zunächst für wenige Tage stationär im AAZ auf, um durch eine eng kontrollierte Medikamentengabe zu einer ersten Beruhigung beizutragen und die Hintergründe der Schlafstörung zu verstehen“, verdeutlicht Kloppenburg. „Rasch wurde deutlich, dass der Patient aufgrund eigener körperlicher Leiden und schwerer Erkrankung der Ehefrau erhebliche Zukunftssorgen hatte, die ihm den Schlaf raubten.“ In diesem Fall erfolgten neben der medikamentösen Behandlung vor allem entlastende Gespräche und eine soziale Beratung bezüglich der Möglichkeit, ambulante Hilfen in Anspruch zu nehmen. Der Mann konnte nach wenigen Tagen wieder entlassen werden. „Begleitend haben wir ihm eine ambulante Nachsorge in der Institutsambulanz vermittelt.“
„Im AAZ sind wir in der Lage, passgenau und individuell psychiatrische Behandlung anzubieten“, betont Kloppenburg. „Egal, ob es um eine ambulante oder stationäre Krisenbehandlung geht oder auch ein längerer Aufenthalt in der Klinik erforderlich ist. Die ersten Erfahrungen zeigen uns, dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, so die Ärztliche Direktorin. „Gerade das neu zusammengestellte Team hat hier einen ganz wesentlichen Beitrag dafür geleistet, dass das AAZ so schnell und wirksam seine Arbeit aufnehmen konnte.“