
Wieso wird ein Mann eigentlich Frauenarzt? Für Chefarzt Dr. Hubert Sommer lässt sich die Frage ganz rational beantworten: Weil es sich ebenso angeboten hat. Er suchte in den Achtzigerjahren nach einer Stelle in einem kleinen chirurgischen Fach und wollte von Köln nach Hannover – bei diesen Faktoren entschied er sich für die Gynäkologie. Und es war die richtige Entscheidung. „Es gibt diese wunderschönen Momente, wenn nach einer Geburt eine stolze und gesunde Mutter ihr Baby in die Arme nimmt“, sagt Dr. Sommer, „das gibt es so in keinem anderen Fach.“
Doch gehören natürlich auch die Schattenseiten dazu. Fehlgeburten, Schwangerschaftsabbrüche, Brustkrebs, Themen, die „an die Nieren gehen“. Ist das der Grund, warum die jüngere Generation an männlichen Ärzten nicht mehr in dieses Fach drängt? „Mehr Frauen als Männer machen Abitur, das Medizinstudium nehmen mehr Frauen als Männer auf“, sagt Dr. Sommer. In seiner Klinik gibt es insgesamt zwei Männer, „manchmal ist es schon herausfordernd“, sagt er lachend.
Und was hat sich so getan in den letzten Jahrzehnten? „Zuerst stand die Frau im Vordergrund, dann kam das Paar und heute das Kind“, sagt Dr. Sommer. „Das gesunde Kind ist der höchste Anspruch. Was ich natürlich auch unterstütze, allerdings ist die Akzeptanz für schicksalhafte Phänomene gesunken.“ In der Frauenheilkunde gesteht er selbstkritisch: „Früher wurden Behandlungen mehr diktiert mit dem Wissen und der Autorität des Arztes, heute wird über alle Optionen aufgeklärt und dann gemeinsam entschieden.“
Übrigens versucht Dr. Sommer regelmäßig, seinen Vornamen bei den Neugeborenen zu platzieren. „Nach jedem Kaiserschnitt biete ich meinen Vornamen für das Kind an“, sagt er lachend. „Das sorgt für Lacher und lockert die Stimmung.“ Bei einer sehr schwierigen Geburt unter seiner Leitung, die vor ein paar Jahren nur knapp geglückt ist, wurde das Kind mit zweiten Namen Hubert genannt. „Die Mutter hat mich bis zum zehnten Geburtstag des Kindes noch regelmäßig mit ihm besucht.“