
Eine Prognose des Robert-Koch-Instituts für das Jahr 2070 sagt beinahe drei Millionen Demenzerkrankte in Deutschland voraus. Diese basiert auf der Bevölkerungsentwicklung Deutschlands, die in den vergangenen drei Jahrzehnten einen Anstieg der Lebenserwartung und zugleich eine verminderte Geburtenrate aufwies. Demnach wird es zukünftig immer mehr ältere Menschen geben, die das Risiko für Krankheiten, wie die Demenz, mitbringen. Demenzerkrankungen sind in unserer Gesellschaft also keine Seltenheit.
Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) beginnt eine Demenzerkrankung meistens schleichend und macht sich damit nicht sofort bemerkbar. Betroffene leiden zunehmend an Gedächtnisstörungen, die dazu führen, dass bereits erlernte Fähigkeiten verlernt werden. Dies kann sich bis auf die fundamentalsten Kompetenzen auswirken, wie die Sprache und das Denken. Weiterhin wird erklärt, dass eine Demenzerkrankung Betroffene auch in ihrer Wahrnehmung, ihrer Aufmerksamkeit und Kommunikationsfähigkeit stört. Dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zufolge sind sich nicht alle Betroffenen ihrer Krankheit bewusst, besonders zu Beginn der Erkrankung, wenn die Symptome noch nicht fortgeschritten sind, schieben Erkrankte ihre Vergesslichkeit auf ihr Alter oder verdrängen den Gedanken an die Möglichkeit einer Erkrankung. In diesen Fällen verbergen Demenzerkrankte ihre Probleme auch vor ihren Angehörigen, zumeist aus Angst oder aus Scham, eine Belastung für diese zu werden.
Das Leben mit einer Demenz kann nicht nur Betroffenen das Leben erschweren, sondern auch An- und Zugehörigen. Geliebte Menschen, die im Alter an einer Demenz erkranken, können zu einem Pflegefall werden, weshalb sie auf die Hilfe und Unterstützung von Menschen angewiesen sind, die ihnen nah stehen. Doch diese Aufgabe ist keine einfache und kann eine Herausforderung für die meisten Angehörigen darstellen, da sie viel Zeit, Geduld und Arbeit fordert. Auch das Bundesgesundheitsministerium unterstreicht, dass sich das Familienmitglied vollends auf die demenzerkrankte Person einlassen und Entscheidungen zu dessen Wohl treffen muss, da diese nicht mehr selbst kommunizieren kann, was sie braucht und will.
Das BMG berichtet, dass das Pflegen eines demenzerkrankten Menschen nicht nur mit körperlich anstrengenden und zeitintensiven Tätigkeiten verbunden ist, aber vor allem auch mit der Schwierigkeit, sich den richtigen Umgang mit dieser Krankheit anzueignen. Dies kann sich beschwerlich gestalten, da Demenzerkrankte einen Schwund ihrer geistigen Fähigkeiten erleben, was dazu führt, dass sie schnell verschiedenste Dinge vergessen. Diese Vergesslichkeit kann sich einerseits auf Kleinigkeiten beschränken, wie das Vergessen dessen, wo man Gegenstände hat liegen lassen, andererseits kann die Demenz so weit fortgeschritten sein, dass diese Vergesslichkeit zu gefährlichen Situationen führen kann. Demenzerkrankte können beispielsweise versuchen ein Fahrzeug zu steuern und sich mitten in der Fahrt nicht mehr erinnern, welche Verkehrsregeln es zu beachten gilt oder wie das Fahrzeug betätigt wird. Solche Situationen zu vermeiden und dafür zu sorgen, dass es den Betroffenen gut geht, ist eine große Verantwortung, die schnell zur Überforderung bei Angehörigen führen kann.
Besonders belastend wird es für Angehörige, wenn Demenzerkrankte die Identität ihrer Liebsten vergessen und sie wie Fremde behandeln, derweil jegliche Hilfe verweigern und in einigen Fällen mit aggressivem Verhalten reagieren. „Die eigenen Gefühle, Gedanken und Sorgen werden meistens von Angehörigen verdrängt und im Angebracht der Situation für nicht wichtig erachtet“, sagt Aida Kocan, Demenzbeauftragte der KRH Psychiatrie Wunstorf. Doch diese Gedanken offen zu kommunizieren und so eventuell eine Lösung zu finden, ist auch für Betroffene ein wertvoller Schritt.
Aida Kocan bietet für Angehörige von Betroffenen eine Angehörigengruppe als Beratungsmöglichkeit an. Die von ihr moderierte Gruppe soll eine Anregung und Hilfestellung im Umgang mit demenzerkrankten Personen bieten, sowie einen sicheren Raum zur offenen Aussprache und zum gegenseitigen Austausch schaffen. Dabei können Kontakte mit anderen Betroffenen geknüpft werden.
Wahrgenommen werden kann das Angebot jeden dritten Mittwoch im Monat in der KRH Psychiatrie Wunstorf in der Südstraße 25, Haus 1 im Dachgeschoss. Die Angehörigengruppe ist ein Angebot, welches nicht zur regelmäßigen Teilnahme verpflichtet.
Wer über die Beratung in der Angehörigengruppe hinaus erweiterten Gesprächsbedarf hat, kann sich im Sekretariat der Pflegedirektion bei Iris Gehrke unter der Nummer 05031-931205 melden, um einen Termin mit Aida Kocan für eine Einzelberatung abzusprechen. Termine für die Einzelberatung sind immer mittwochs möglich.