
Edmund Steigerwald ist der erste Patient auf der Station C5 im KRH Klinikum Siloah mit dem neuen Armband vom Projekt Infection Control System (ICS). Von links: Cansu Bagiran, Pflegefachkraft auf der C5, Kathleen Linke, Stationsleitung der C5, Dr. Karin Kobusch, Leitende Oberärztin Krankenhaushygiene des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Daniel Ewert-Schönstein, Senior IT-Projektmanager Krankenhausdigitalisierung und Elisa Kroczek, Siemens Healthineers.
Kurz nach Ostern startete im KRH Klinikum Siloah auf einer Station der Klinik für Nephrologie, Angiologie, Hypertensiologie und Rheumatologie das Projekt Infection Control System (ICS). Das Projekt soll die Ausbreitung von multiresistenten gramnegativen Erregern, den sogenannten Krankenhauskeimen, eindämmen, bestenfalls verhindern, indem es die Infektionsquelle schnell rückverfolgbar macht.
Mit Transpondern, die an den Armbändern der Patientinnen und Patienten angebracht und Chips, die an den Multikarten der Mitarbeitenden platziert sind, werden mittels Bluetoothtechnologie Kontaktdaten in einem speziell für diese Fragestellungen entwickelten Programm hinterlegt. Diese Daten können im Bedarfs- oder Infektionsfall von einer definierten Gruppe von Mitarbeitenden des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene ausgewertet werden und Informationen zum möglichen Ausgangspunkt einer Infektion liefern. Diese Infektionsquelle kann dann gezielt und schnell beseitigt und die Infektionskette damit effektiv unterbrochen werden. Die gesammelten Bewegungsdaten sind pseudonymisiert, werden also nur dann einer Person zugeordnet, wenn der konkrete Verdacht besteht, dass eine Infektionsrückverfolgung auch im Sinne des Infektionsschutzgesetzes erforderlich ist.
Das Projekt wird vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene und der Informationstechnologie des KRH zusammen mit der Firma Siemens Healthineers umgesetzt. Infection Control System (ICS) wird als Leuchtturmprojekt im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) finanziert. Multiresistente Erreger befinden sich weltweit auf dem Vormarsch. Die WHO spricht von einer der größten globalen Gesundheitsbedrohungen. Gerade in Krankenhäusern ist eine erst spät erkannte Manifestation dieser „stillen Pandemie“ besonders gefährlich.
„Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, Infektionsquellen zurückverfolgen zu können, um Patienten und Mitarbeitende zu schützen“, sagt Dr. Karin Kobusch, Leitende Oberärztin Krankenhaushygiene im Institut für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Bernhard Tautz, ebenfalls Oberarzt Krankenhaushygiene, Ideengeber des Projektes ist. „Die ICS-Software ermöglicht es uns bedarfsgerecht über Kontakte im Rahmen von Unterbringung, Behandlung usw. Gemeinsamkeiten zwischen kontaminierten Patienten nachzuvollziehen und somit den Ausgangspunkt einer Infektionskette wesentlich schneller zu entlarven als bisher“ Kathleen Linke ist Stationsleitung der nephrologischen Pilotstation im KRH Klinikum Siloah und sieht die Vorteile des Projektes: „Jede Pflegefachkraft, Arzt oder Therapeut, welche schon einmal ein Ausbruchsgeschehen auf Station miterlebt hat, wird die Vorzüge dieser Software erkennen. Suchen ohne gezielte Daten dauern lange und sind für Mitarbeitende, Patienten und Angehörige eine belastende Angelegenheit. Wir unterstützen das Pilotprojekt gerne.“ Für Daniel Ewert-Schönstein, Senior IT-Projektmanager Krankenhausdigitalisierung, verspricht das Projekt eine zukunftsfähige Lösung, um mit der Herausforderung von Krankenhauskeimen umzugehen. „ICS ist eine innovative, datenschutzkonforme Lösung. Wir können sicherstellen, wo die Daten hingehen und wer Einsicht zu den Daten hat. Mit dem Projekt, welches wir Hand in Hand mit den medizinischen und pflegerischen Kolleginnen und Kollegen entwickelt haben, bestätigt sich erneut, dass der bedarfsgerechte Einsatz von Technik und Digitalisierung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten und schützen kann.“
Nach der erfolgreichen Pilotphase soll das ICS im Standort Siloah und anschließend im gesamten Klinikum Region Hannover ausgerollt werden.