Mutter erst mit 30 Jahren
Knapp 800.000 Geburten gab es deutschlandweit 2021, 15.000 mehr als im Vorjahr, allerdings auch rund 30.000 weniger als noch vor 30 Jahren. 2011 wurde mit rund 663.000 Geburten der Tiefststand erreicht, seit 2017 geht es wieder bergauf, – was unter anderem auf Zuwanderung und eine veränderte Familienpolitik (Kitaplätze, Elterngeld) zurückgeführt wird. Frauen bekommen ihre Kinder in einem immer höheren Alter. Im Jahr 2020 waren die Mütter der Erstgeborenen im Durchschnitt 30 Jahre alt. Im Jahr 1970 war dagegen eine Frau beim ersten Kind im früheren Bundesgebiet etwa 24 Jahre und in der damaligen DDR sogar erst 22 Jahre alt.
(Quelle: Statista/Destatis)
Kaiserschnitt: Wann und wieso?
Zwischen 20 und 30 Prozent der Kinder kommen per Kaiserschnitt auf die Welt. Gründe für eine notwendige Sectio sind etwa die Querlage des Ungeborenen, wenn der Mutterkuchen direkt vor dem Muttermund liegt, Krankheiten oder Fehlbildungen des Kindes wie Herzfehler, drohende Sauerstoffunterversorgung des Kindes oder Mehrlingsgeburten. Manchmal wird auch überraschend noch ein Kaiserschnitt notwendig, etwa weil der Geburtsvorgang ins Stocken gerät. „Zwischen Entscheidung und Entbindung bei einem Notkaiserschnitt sollten dann nicht mehr als 20 Minuten liegen“, sagt KRH Oberärztin Lavin Mohamad. „Bei einer Notsectio gibt es einen bestimmten Alarmknopf und alle sind zur Stelle.“
Der geplante Kaiserschnitt erfolgt rund zwei Wochen vor dem geplanten Geburtstermin, damit sicher noch keine Wehen einsetzen. Bei einer vorzeitigen Ablösung der Plazenta oder einer Fruchtwasserinfektion durch einen vorzeitigen Blasensprung muss das Kind früher geholt werden. In 90 Prozent aller Fälle wird eine Lokalnarkose gesetzt, sodass die Mutter ihr Kind direkt nach dem Eingriff halten und stillen kann. Der etwa zehn Zentimeter lange Schnitt wird knapp über dem Schambein gesetzt. Einige Minuten später ist das Kind bereits geboren. Anschließend wird noch die Plazenta entfernt und der Schnitt wieder verschlossen. Insgesamt dauert der Eingriff 20 bis 30 Minuten.
Hebammen leiten den Kreißsaal
In Kreißsälen, in denen Hebammen alleinverantwortlich Geburten betreuen, gibt es laut einer Studie des Bundesinstituts für Gesundheits- und Sozialforschung nicht mehr Komplikationen als bei ärztlicher Kontrolle. Operative Eingriffe und Schmerzmittel kommen bei Frauen, die ihre Geburt dort beginnen, seltener zum Einsatz. Ziel der Hebammengeleiteten Kreißsäle (HGK) sind Geburten ohne operative Eingriffe und Schmerzmittel unter kontinuierlicher Aufsicht einer oder mehrerer Hebammen. „Hebammen entbinden die Frauen, das ist eine gute Alternative zur Hausgeburt“, betont KRH Chefarzt Dr. Wolfram Seifert. Weil sich der Kreißsaal innerhalb einer Klinik befindet, kann aber auf Wunsch oder bei medizinischer Notwendigkeit jederzeit ein Arzt hinzugezogen werden. In Deutschland gibt es bislang 23 solcher Kreißsäle, unter anderen im KRH Robert Koch Klinikum Gehrden.