Wenn ein Kind zu früh auf die Welt kommt, eine Fehlbildung vorliegt oder das Kind in den ersten Wochen nach der Geburt krank ist, dann kommen die Expert*innen der Neonatologie Dr. Axel Teichmann, Chefarzt der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, und Dr. Lavin Mohamad, Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, zum Einsatz.
Was bedeutet Neonatologie genau?
Dr. Teichmann: Neonatologie bedeutet Neugeborenenmedizin und ist ein Spezialbereich der Kinder- und Jugendmedizin, der sich mit der Behandlung von Frühgeborenen und typischen Erkrankungen von Neugeborenen befasst. Dabei arbeiten wir mit der Geburtshilfe Hand in Hand. Hier in Neustadt sind die Räumlichkeiten der Neonatologie direkt neben dem Kreißsaal. Wir behandeln Frühgeborene ab der 32. Schwangerschaftswoche und einem Gewicht ab etwa 1500 Gramm.
Wie erkennen Sie, das ein Baby neonatologisch behandelt werden muss?
Dr. Mohamad: In einigen Fällen ist es bereits vor der Geburt im Rahmen der Pränataldiagnostik erkennbar. Das können Fehlbildungen sein oder insulinpflichtiger Schwangerschaftsdiabetes. Letzterer gehört auch zu den häufigsten Gründen für eine neonatologische Versorgung. Die Neugeborenen reagieren nach der Entbindung häufig mit einer Unterzuckerung, die überwacht werden muss. Manchmal ist eine neonatologische Betreuung auch überraschend für Eltern. Aber sie kann erforderlich sein, beispielsweise angesichts von Glockenentbindungen oder Notfallkaiserschnitten.
Wie beziehen Sie die Eltern während der Behandlung mit ein? Was ist deren Rolle?
Dr. Mohamad: Hier ist von Vorteil, dass der Kreißsaal, die Wochenbettstation und die Neonatologie nah beieinanderliegen. So ist eine schnelle Versorgung möglich und es gibt immer wieder die Möglichkeit des Bondings zwischen Kind und Eltern.
Dr. Teichmann: Das stimmt. Wir versuchen, die Eltern zu regelmäßigen Besuchen bei ihrem Kind zu motivieren. Bei Frühgeborenen ist ein enger körperlicher Kontakt zwischen dem Kind und den Eltern notwendig. Diesen Hautkontakt nennt man auch Känguruing vom englischen „kangaroo care“. Der Körperkontakt wirkt sich positiv auf die Entwicklung und die Gesundung der Kinder aus. Einschränkungen der Besuchszeiten gibt es bei uns grundsätzlich nicht. Beide Elternteile und eventuelle Geschwisterkinder können das Kind rund um die Uhr in der Neonatologie besuchen.
Wie stehen die Chancen, dass die Kinder nach einer neonatologischen Behandlung gesund aufwachsen?
Dr. Teichmann: Die allermeisten Kinder, die neonatologisch betreut werden mussten, sind mit Abschluss der Behandlung in unserer Klinik gesund und entwickeln sich normal. Extrem früh Geborene ab der 23. Schwangerschaftswoche und unter 500 Gramm haben heutzutage durch die Weiterentwicklung auf diesem Gebiet eine relativ hohe Überlebensfähigkeit, dafür aber ein hohes Risiko an fortbestehenden Gesundheitsstörungen. Hier ist meistens in den ersten zwei Lebensjahren eine aufwendige Nachbetreuung nötig.
Was war Ihr schönster beruflicher Moment?
Dr. Teichmann: Es ist immer wieder ein Höhepunkt, wenn Eltern die Klinik mit ihrem gesunden Kind verlassen. Gerade, wenn vorher eine wochenlange Behandlung in der Neonatologie notwendig war.
Dr. Mohamad: Es gibt in der Geburtshilfe so viele schöne Momente. Jede Entbindung ist ein Wunder und löst bis heute bei mir Endorphine aus.