
Etwa 130-mal pro Jahr wird am KRH Klinikum Siloah ein Darmkrebs operiert, der im Hause oder bereits in der Praxis diagnostiziert wurde. Entdeckt wird dieses Karzinom auf recht unterschiedliche Weise. „Die Wege sind vielfältig“, sagt Prof. Dr. Frank Grünhage, Facharzt für Gastroenterologie und Innere Medizin. „Optimal wäre es, wenn ein Darmkrebs gar nicht erst entsteht und Polypen, die sich zu einem Krebs entwickeln können, frühzeitig entdeckt und entfernt werden können. Dazu steht den Versicherten das Instrument der Vorsorgedarmspiegelung zur Verfügung. Gelegentlich fällt ein Darmkrebs jedoch auch durch körperliche Beschwerden oder Blut im Stuhl auf: Dann wäre der nächste Schritt eine Darmspiegelung oder eine Computertomografie.“ In anderen Fällen „kommen Patientinnen und Patienten über die Notaufnahme zu uns – weil ein Darmverschluss besteht oder weil sie unter starken rektalen Blutungen leiden.“ Dann stelle sich bei der Ursachenfindung heraus, dass der Notfall mit einem bisher nicht entdeckten Darmkrebs zu tun hat. Manchmal sind Ärzte und Ärztinnen auch mit Hilfesuchenden konfrontiert, denen Metastasen Probleme bereiten, diese treten bei Darmkrebs oftmals in der Leber auf. Erst durch die anschließende Diagnostik werde offenbar, dass sich der Ausgangstumor im Darm befindet.
Darmspiegelung ist der Goldstandard
Soll ein Darmkrebs endoskopisch oder durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden, vergewissern sich die beteiligten Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus, ob ihnen alle notwendigen Informationen in guter Qualität vorliegen. Eventuell wird eine Koloskopie (Darmspiegelung) wiederholt. Sie gilt als der Goldstandard, denn es gibt zwar auch andere Untersuchungsmethoden, doch die Koloskopie erfasst den gesamten Dickdarm und liefert in der Regel höchst eindeutige Bilder. Mit Kurzdarmspiegelungen kann nur die Endstrecke des viel längeren Dickdarms untersucht werden. Und bei einer CT-Kolonografie werden zwar Schnittbilder des Darminneren gefertigt, aber sie gilt als weniger zuverlässig und ist mit Strahlung verbunden. Eine Kapselendoskopie hingegen liefert zwar Videobilder vom gesamten Verdauungstrakt, aber die Kapsel bewegt sich ungesteuert durch den Körper, ihre Blickrichtung lässt sich nicht von außen beeinflussen. Eine wesentliche Rolle, wenn Darmkrebs bereits festgestellt ist, spielt die Ausbreitungsdiagnostik: „Eine Computertomografie (CT) zeigt, ob der Krebs in Lunge oder Bauchraum gestreut hat. Bei dem Krebs des Enddarms wird mittels Magnetresonanztomografie (MRT) und Endosonografie das Becken zusätzlich untersucht, denn damit lässt sich zuverlässig die Eindringtiefe ermitteln und die Frage beantworten, ob Lymphknoten befallen sind“, erklärt Dr. Herbert Rosenthal, Chefarzt für Radiologie. „Die interdisziplinär besetzte Tumorkonferenz, in der Fachärzte aus Chirurgie, Gastroenterologie, Onkologie, Pathologie, Radiologie und Strahlentherapie, vertreten sind, berät auf Basis aller verfügbaren Daten, und entwickelt leitliniengerecht ein individuelles Behandlungskonzept“, erläutert Prof. Dr. Frank Grünhage. Denn ausschlaggebend sei das Staging: Es stellt ein Klassifikationsschema dar, das die Größe des Karzinoms, die Beteiligung von Lymphknoten (falls diese auch befallen sein sollten) und die Bildung von Metastasen miteinbezieht. Diese Bewertung geht in die Entscheidungsfindung ein, welche Kombination von Behandlungsmaßnahmen für die Situation jedes einzelnen Patient*innen optional ist.