
Im Interview: v. l. Christina, Stefan und Lara.
Man betritt die Notaufnahme meistens in großer Not. Zumindest empfindet man es so. Ein Aufenthalt dort ist nicht gerade angenehm. Doch wie geht es den Mitarbeitern in einer Notaufnahme und wieso arbeitet man dort? Zwei erfahrene und eine angehende Pflegefachkraft aus der Zentralennotaufnahme des KRH Klinikum Großburgwedel stellen sich den Fragen der CURA.
Die Erfahrenen: Christina und Stefan
CURA: Seit wann arbeitest du in der Notaufnahme?
Christina: „Ich arbeite seit 2013 hier in der interdisziplinären Notaufnahme. 2005 habe ich in Großburgwedel mit meiner Pflegeausbildung begonnen. Ich bin treu geblieben.“
Stefan: „Ich habe 2011 angefangen und war von 2012 bis 2020 pflegerische Leitung der Notaufnahme. Ich habe die Leitung dann abgegeben. 1998 habe ich hier im Haus mit meiner Pflegeausbildung angefangen.“
CURA: Was ist das Herausforderndste an der Arbeit in einer Notaufnahme?
Christina: „Man weiß nie was kommt. Wie wird es heute? Stressig? Ruhig? Man muss immer auf Zack sein und die Herausforderung lieben.“
Stefan: „Dito.“
CURA: Wie war euer erstes Mal in der Notaufnahme?
Stefan: „Grundsätzlich muss ich sagen, dass man nie alleine die Verantwortung hat. Das Team ist immer da. Hier wird keiner ins kalte Wasser gestoßen. Ich hoffe Lara empfindet das heute genauso.“
Christina: „Das ist viel zu lange her. Die erste bleibende Erinnerung war eine Patientin, die von ihrem Hund skalpiert wurde. Auf so etwas muss man gefasst sein.“
CURA: Eure prägendsten Erlebnisse?
Christina: „Die Reanimation eines jungen Mannes. Das ist erst ein paar Jahre her. Wir konnten ihn leider nicht retten.“
Stefan: „Es bleiben leider die Geschichten im Kopf, die man nicht im Kopf behalten möchte. Es gibt aber auch schöne Geschichte. Ich freue mich sehr, wenn sich jemand im Nachhinein bei uns bedankt.“
Christina: „Das stimmt. Es kommt selten vor, aber das ist sehr motivierend.“
CURA: Welche zusätzlichen Qualifikationen habt ihr für eure Arbeit in der Notaufnahme gemacht?
Christina: „Ich hatte eine Grundschulung Notaufnahme mit Punkten wie Triage, EKG und Deeskalationstraining. Dazu habe ich vor zwei Jahren die Fachweiterbildung Notfallpflege absolviert.“
Stefan: „Zusätzlich zu der Fachweiterbildung hatte ich noch einen Leitungskurs und bin zum Praxisanleiter, also Ausbilder, ausgebildet worden. Für alle Weiterbildungen wurden wir vom KRH freigestellt und die Kosten wurden übernommen.“
CURA: Habt ihr irgendwelche Rituale um euch auf eure Schicht vorzubereiten?
Stefan: „Eigentlich nicht. Man sollte versuchen nicht schon vorher daran zu denken, was kommt. Ich habe danach ein Ritual. Wenn die Tür zu geht, dann sollten die Erlebnisse dableiben.“
Christina: „Vor der Spätschicht frühstücke ich immer mit einer Freundin zusammen. Sie arbeitet auch als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ansonsten versuche ich vor der Nachtschicht die Füße hochzulegen, um einfach Kraft zu sparen.“
CURA: Wie verarbeitet Ihr eure Erlebnisse?
Stefan: „Am Anfang habe ich die Erlebnisse mit in meine Träume genommen. Das ist mittlerweile aber routiniert und passiert nur noch selten. Wichtig ist es, die Erlebnisse direkt mit dem Team zu besprechen. Manchmal würde man am liebsten einfach wegrennen. Das geht aber natürlich nicht.“
Christina: „Da gehe ich vollkommen mit. Man braucht irgendwo ein Ventil. Mit Außenstehenden kann man meistens schwer darüber sprechen. Die können es einfach schwer nachvollziehen.“
Stefan: „Generell sollte man privat für einen Ausgleich sorgen. Ich betreibe Ju-Jutsu, was ich tatsächlich leider schon einmal hier in der Notaufnahme anwenden musste und helfe einem Kumpel in Burgwedel eine Brauerei aufzubauen.“
CURA: Was für ein Typ Mensch muss man sein, um in einer Notaufnahme zu arbeiten?
Christina: „Man sollte aufgeschlossen und humorvoll sein. Dazu gute Nerven haben, um mit schwierigen und teilweise überfordernden Situationen und aggressiven Patienten umgehen zu können. Eine gewisse Sportlichkeit sollte auch vorhanden sein.“
Stefan: „Man muss schnell schalten und Zusammenhänge erkennen können.“
CURA: Was empfehlt ihr neuen Kolleg*innen?
Stefan: „Fragen stellen und sich nicht zu schnell zu viel zutrauen.“
Christina: „Am Anfang nicht so hohe Erwartungen an sich selbst haben.“
CURA: Wieso arbeitet ihr hier in der Notaufnahme in Großburgwedel?
Stefan: „Ich fühle mich an dieses Haus gebunden, dazu ist der Ort einfach schön und wir sind hier ein gutes Team.“
Christina: „Hier kennt man sich. Es wird noch ein guter Umgang gepflegt und immer eine Grundfreundlichkeit gewahrt. Wir können untereinander ohne Probleme Dienste tauschen und harmonieren einfach.“
Die neue Kollegin - Lara S.
CURA: Wie lange ist dein Einsatz in der Notaufnahme?
Lara: „Sieben Wochen ist mein Ausbildungseinsatz hier in Großburgwedel lang. Ich bin im zweiten Lehrjahr der Pflegeausbildung an der KRH Akademie.“
CURA: Was ist das herausforderndste an der Arbeit in einer Notaufnahme?
Lara: „Man weiß nie, was passiert, das macht es mega interessant. Es gibt keinen festen Ablauf und nicht nur ein Fachgebiet wie auf Station.“
CURA: Wie war dein erstes Mal in der Notaufnahme?
Lara: „Kleiner Aufgaben konnte ich schon übernehmen. Insgesamt war es ein wenig mulmiges Gefühl, was mich so erwartet.“
CURA: Dein prägendstes Ereignis bisher?
Lara: „Es ist schon prägend offene Wunden und Brüche in unbehandelter Form zu sehen, bevor diese auf die Station kommen. Ich finde es aber ganz cool.“
CURA: Kannst du dir vorstellen in einer Notaufnahme zu arbeiten?
Lara: „Direkt nach der Ausbildung nicht. Dafür brauche ich mehr Erfahrung. Grundsätzlich bin ich auch eher der Routinemensch. Aber das Team hier ist mega cool. Ich bin da noch offen.“
CURA: Wie bereitest du dich auf deine Schicht vor?
Lara: „Vor einer Nachtschicht versuche ich so viel wie möglich zu schlafen. Ansonsten kann man sich auf die Schicht nicht einstellen. Man weiß nie, was auf einen zu kommt und was los sein wird.“
CURA: Wie verarbeitest du deine Erlebnisse?
Lara: „Ich spreche mit den Kollegen darüber. Die Erklärungen helfen sehr viel. Ich kann es aber nicht ertragen, wenn ältere Menschen weinen und Angst haben.“
CURA: Was für ein Mensch muss man sein, um in einer Notaufnahme zu arbeiten?
Lara: „Man sollte flexibel und nicht zimperlich sein, in allen Fachrichtungen Ahnung und keine Angst vor Berührung haben. Zusätzlich sollte man einfühlend sein und die Fähigkeit haben Angst zu nehmen.“
CURA: Was empfiehlst du nach dir in den Notaufnahmeeinsatz kommenden Kolleg*innen?
Lara: „Sich alles zeigen lassen. Auch mit den Ärzten mitgehen und kleine Aufgaben übernehmen.“
CURA: Wie gefällt dir das Team hier?
Lara: „Richtig knuffig und cool. Es sind schon alle ein bisschen verrückt hier, aber das muss man auch sein, um in einer Notaufnahme zu arbeiten. Ich werde hier gut an die Hand genommen und es macht wirklich Spaß.“