
Statt klassischer Bildgebung: Mit einer diagnostischen Bauchspiegelung lässt sich die Endometriose erkennen.
Nicht immer erkannt: Endometriose bedeutet für Frauen oft jahrelange Qual. Ist die Erkrankung diagnostiziert, gibt es verschiedene Behandlungsansätze.
Endometriose ist eine Erkrankung, unter der besonders junge Frauen in gebärfähigem Alter leiden. Wie diese entsteht, weiß man bis heute nicht genau, eine gängige Theorie sieht als Grund die retrograde Menstruation: „Während der Periode blutet die Frau über die Eileiter minimal in den Bauchraum hinein, dadurch verstreuen sich kleine Gebärmutterschleimhautherde im gesamten Bauchraum. Die Herde haften dann zum Beispiel an der Beckenwand oder dem Enddarm fest und im Rahmen der nächsten Regelblutung bluten sie. Da die Gebärmutterschleimhaut an der falschen Stelle blutet, kommt es zu lokalen Entzündungsreaktionen, dadurch entstehen die Schmerzen“, erklärt PD Dr. Sudip Kundu, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde am KRH Klinikum Siloah.
Die Schmerzen und Symptome einer Endometriose sind vielseitig. Somit gibt es keine allgemeine Symptomatik, nach der diese leicht diagnostiziert werden kann. Die häufigsten Beschwerden sind regelabhängige Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang. In ausgeprägten Fällen findet sich möglicherweise Blut im Stuhl oder im Urin. Häufig findet sich auch bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch eine Endometriose, da durch die Erkrankung die Eileiter verkleben können. Zusätzlich nimmt die Qualität der Eizellen ab. Die genannten Schmerzen können unterschiedlich ausgeprägt sein und müssen nicht mit dem Grad der Endometriose korrelieren.
„Nach Datenlage liegt die Spanne zwischen ersten Anzeichen und Diagnosestellung in Deutschland durchschnittlich bei über sieben Jahren. Oftmals liegt dies daran, dass Betroffene von ihrem Umfeld nicht ernst genommen und die Schmerzen heruntergespielt werden. Auch viele Ärztinnen und Ärzte ordnen die Anzeichen nicht richtig ein und verzögern die Diagnosestellung. Dabei leiden viele Frauen an enormen Schmerzen, sodass sie teilweise nicht mehr berufsfähig sind“, so PD Dr. Kundu.
Besser zu Spezialisten
„Es besteht jedoch Hoffnung“, sagt PD Dr. Kundu. Das hat mit der verstärkten öffentlichen Wahrnehmung des Themas zu tun und damit, dass die jüngere Generation der Mediziner*innen intensiver hinsichtlich des Krankheitsbildes der Endometriose ausgebildet und dafür sensibilisiert wird. Bei entsprechendem Verdacht kann die Patientin in eine zertifizierte Endometrioseklinik wie die der KRH Kliniken Siloah oder Gehrden überwiesen werden, wo das gesamte Personal diese Erkrankung sehr gut kennt und damit umzugehen weiß, erläutert der Mediziner.
Endometriose ist nicht immer leicht zu diagnostizieren. Ein vaginaler Ultraschall zeigt zwar größere blutgefüllte Zysten am Eierstock, aber das, was betroffenen Frauen wirklich Schmerzen bereitet und die Fruchtbarkeit einschränkt, sind die verteilten Herde im Bauchraum, die mit keiner Bildgebung erkennbar sind, weder mittels Ultraschall noch mit einem MRT oder CT. „Der Goldstandard ist hier immer noch die diagnostische Bauchspiegelung. Anhand der Strukturen und der Farbe der Herde lässt sich erkennen, wie alt und fortgeschritten die Endometriose ist. Allerdings muss die betroffene Patientin bereit sein, sich auf einen operativen Eingriff in Narkose einzulassen“, betont Dr. Dr. Nelmin Rios, Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Leiter der Endometrioseklinik am KRH Klinikum Siloah. Dabei werden Biopsien entnommen und histologisch untersucht, um auf diesem Wege die Verdachtsdiagnose bestätigen zu können. Eine Einteilung des Schweregrades erfolgt nach einer standardisierten Klassifikation.
Verschiedene Therapiemöglichkeiten
Da die Endometriose eine hormonabhängige Erkrankung ist, gehört zu den Therapiemöglichkeiten in erster Linie eine medikamentöse Therapie, zum Beispiel eine gestagenbetonte Pille, die zur Austrocknung der Herde führen kann. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Patientin für eine gewisse Zeit medikamentös in die Menopause zu versetzen. Dies führt durch ein Absenken des Östrogenspiegels ebenfalls zur Austrocknung der Herde. Diese Methode kann jedoch bei jungen Frauen nur für einen begrenzten Zeitraum angewandt werden, da die Nebenwirkungen sonst zu groß sind. Eine Schwangerschaft ist eine natürliche Therapiemöglichkeit, die den größten Teil einer Endometriose austrocknen kann.
Die Herde lassen sich außerdem operativ entfernen. „Bei der tief infiltrierenden (hochgradigen) Endometriose muss der Befund gemeinsam mit der Patientin gut besprochen und interdisziplinär mit den Urologen und Chirurgen geplant werden“, so PD Dr. Kundu.
Weitere empfehlenswerte Therapien sind im Rahmen eines interdisziplinären Ansatzes die traditionelle chinesische Medizin (TCM), ein Teil dessen ist die Akupunktur, des Weiteren die Unterstützung durch die Physio-, aber auch die Psychotherapie, da die Schmerzen manchmal so gravierend sind, dass die mentale Gesundheit darunter leiden kann.
Die Endometriose ist in gebärfähigem Alter oft chronisch, aber durch eine Operation und eine medikamentöse Behandlung gut kontrollierbar. Spätestens in der Menopause verschwinden die Herde endgültig: Die Betroffenen haben meist keine Beschwerden mehr.