
Will so bald wie möglich wieder hoch hinaus: Kim Ristau vor der Kletterwand.
Kim Ristau ist eine begeisterte Kletterin. Regelmäßig erklimmt sie in der Boulderhalle am hannoverschen Güterbahnhof die Wände. Ungesichert, das gehört zur Routine. „Wir lernen ja das Greifen, Fallen, Abrollen“, sagt die 31-jährige Projektmanagerin aus der Südstadt. Die Route, die Kim Ristau am 13. Dezember gewählt hat, hat sie schon mehrfach bewältigt. Diesmal ist sie abgerutscht, „am letzten Stein, dem höchsten Punkt und aus rund vier Metern Höhe.“ Das mit dem Fallen hat diesmal trotz der schützenden, weichen Matten nicht so gut funktioniert, die junge Frau merkt schnell, dass etwas nicht stimmt mit ihrem Sprunggelenk. „Ich bin irgendwie in einer Drehbewegung gewesen, dass da was gebrochen war, hat man direkt gehört“, resümiert sie. Sie wurde ins KRH Klinikum Nordstadt gebracht, eine dreifache Luxations- und Trümmerfraktur wurde diagnostiziert. „Das war ziemlich schmerzhaft, am nächsten Morgen wurde ich operiert.“ Der Fuß wurde mit zwei Platten und 15 Schrauben stabilisiert und Ristau noch vor Weihnachten mit einer Orthese und einer 20-Prozent-Teilbelastungs Maßgabe entlassen. Die Schrauben wurden mittlerweile wieder entfernt, sechs Wochen nach der ersten Operation kann die 31-Jährige mit Physiotherapie beginnen. Schnell möchte sich Kim Ristau sportlich wieder „hochtrainieren“ – und bouldern, sobald es geht. „Meine Leidenschaft ist ungebrochen und ohne Bewegung drehe ich schier durch.“
PD Dr. Marc Schult, Chefarzt der Unfallchirurgie im KRH Nordstadt, sieht ziemlich oft Unfälle dieser Art. „In letzter Zeit vor allem Boulderabstürze und Mountainbike- sowie Reitunfälle.“ Die meisten Verletzungen beträfen die Extremitäten, wie Sprunggelenk oder Ellenbogen. „Das sind durchaus Risikosportarten, die Verletzungen schwer, aber nicht lebensbedrohlich.“ Die meisten der Betroffenen könnten nach ihren Eingriffen wieder Sport machen, so der Unfallchirurg. „Viele auch auf dem vorherigen Niveau – jedenfalls die Freizeitsportler. Sport ist natürlich generell sehr wichtig, manchmal muss man aber auch abwägen, weil nach langwierigen Verletzungen ja auch Existenzen gefährdet sein könnten – etwa bei Selbstständigen oder Handwerkern“, so Dr. Schult. Längst nicht alle Sportunfälle müssen auch operiert werden, bei etlichen reicht eine konservative Versorgung. „Wir sehen hier täglich rund zehn Patienten, die ein Problem haben nach dem Sport.“ Rund 4000-mal jährlich würden Sportverletzungen behandelt – „auch beim Betriebs- oder Schulsport kann ja etwas passieren“. All das spreche natürlich nicht gegen sportliche Betätigung – sie sei wichtig für Muskulatur und Ausdauer. „Es sollte nur zu Konstitution und Alter passen.“