Das Wort Demenz, wörtlich übersetzt „weg vom Geist“, dient dabei als Inbegriff für diverse Erkrankungen, die schlussendlich alle dasselbe zur Folge haben: das eigene Vergessen. Aida Kočan, Demenzbeauftragte in der KRH Psychiatrie Wunstorf, weiß, dass für Betroffene ein Gefühl der Sicherheit besonders wichtig ist.
Aida Kočan ist Stationsleitung der gerontopsychiatrischen Station und Demenzbeauftragte in der KRH Psychiatrie Wunstorf. Sie kritisiert, dass im öffentlichen Demenz-Diskurs häufig von einer „anderen Welt“ gesprochen wird, wenn es darum geht, die Gedanken und Gefühle der Betroffenen zu beschreiben: „Es bedeutet nicht, in einer anderen Welt zu leben. Ich nehme es als eine Erweiterung der persönlichen, tatsächlich gelebten Realität des Betroffenen war, die angereichert ist mit Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit sowie Erlebnissen im Jetzt.
Es ist so wichtig, dass wir Demenzerkrankte nicht aufgeben. Den fortwährenden Umgang mit ihnen sollten wir vielmehr als Einladung verstehen, einen Blick in ihre Realität zu erhalten und unseren Platz darin zu finden“, erläutert Kočan. Sie fügt hinzu: „Ich möchte versuchen, durch meine Arbeit als Demenzbeauftragte genau diese Perspektive in den Fokus zu rücken und bin sehr dankbar, dass mich meine Kolleginnen und Kollegen durch ihre bemerkenswerte Arbeit tagtäglich dabei unterstützen.“ Gemeinsam mit ihrem Team der gerontopsychiatrischen Station setzt sie ihren Anspruch in die Realität um. „Wir tragen Verantwortung für die Patientinnen und Patienten und versuchen eine sichere, liebevolle Umgebung zu gestalten“, betont Kočan. Die Betroffenen werden individuell begleitet: „Unsere Patienten haben oft mehrere Erkrankungen. Als multiprofessionelles Team ist es daher umso wichtiger, dass wir Hand in Hand arbeiten.“
Angehörige im Fokus
Als Demenzbeauftragte nutzt Aida Kočan mehr Zeit für die Beratung von Angehörigen und bietet Unterstützung, um den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern. Das Team versucht auch mit nicht direkt Betroffenen im Austausch zu bleiben. Die Angehörigengruppe ist ein fester Bestandteil und bietet einen geschützten Raum zum Austausch. Hier kann man mit Gleichgesinnten sprechen und Sorgen loswerden. Gleichzeitig sind Experten vor Ort und stehen auch außerhalb des teilweise hektischen Klinikalltags im Dialog.
Wertschätzung bringt Sicherheit
All das schafft auf der Station eine sichere Umgebung für die Patient*innen, die von Wertschätzung und Würde geprägt sein sollte und nicht von Verboten und Unverständnis. „Die Würde des Menschen ist auch in den schwierigsten Situationen unantastbar. Wir sind geschult, in der jeweiligen Situation angemessen zu reagieren und dabei die Sicherheit zu gewährleisten.“ Es kann auch einmal zu brenzligen Situationen kommen, beispielsweise, wenn es um die Betreuung von Patient*innen mit ausgeprägtem Laufdrang geht. Um die Eigenständigkeit beizubehalten, sei es daher wichtig, den Bewegungsradius so zu gestalten, dass die Verletzungsgefahr auf ein Minimum reduziert werden kann. Der Umgang mit aggressivem Verhalten ist eine zusätzliche Herausforderung bei der Pflege von Demenzerkrankten.
In enger Abstimmung mit dem Mediziner*innenteam werden medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieansätze individuell an die Bedürfnisse angepasst. Dennoch überwiegen die positiven Momente: „Es ist schön, ein Teil der individuellen Realität unserer Patientinnen und Patienten zu sein und diese durch unseren wertschätzenden Umgang auch mitgestalten zu können.