Vieles ist über den Herzinfarkt inzwischen bekannt. Dass die erste Stunde danach die wichtigste ist, um ein Menschenleben zu retten und Folgeschädigungen zu begrenzen. Dass ein dumpfer Schmerz im linken Arm alle Alarmglocken läuten lassen sollte. Das ist vielen Menschen bekannt. Und doch lässt er sich aus der Rangfolge der häufigsten Todesursachen nicht nachhaltig verbannen. Denn der Infarkt der Herz-Gefäße, also ihr nachhaltiger Verschluss, hat viele Gesichter.
„Wir nennen es den atypischen Infarkt“, beschreibt es Dr. Bernhard Vieregge. Der Kardiologe kann von so manchem Fall seiner beruflichen Laufbahn erzählen, dessen Symptomatik erst auf den zweiten Blick seine wahre Ursache offenbarte. „Vor allem bei älteren Patienten beobachten wir, dass sie im Vorfeld des Infarktes eher über Schmerzen im Oberbauch geklagt haben.“ Besonders betroffen sind von diesem Phänomen auch Frauen, sagt Dr. Vieregge. Warum dies so ist, verbirgt sich derzeit noch im Reich der Forschung. Aussagekräftige Studien lägen noch nicht vor. Dabei sind die Zahlen beeindruckend: Rund ein Drittel aller Infarkt-Patienten hatten keinen Brustschmerz. Manche sogar so gut wie keine Schmerzsymptome – und damit einen „stummen Infarkt“.