Sie hat das große Fachkrankenhaus in den vergangenen vier Jahrzehnten wie kaum jemand anderes geprägt. Zunächst als Assistenzärztin, dann als Oberärztin, Chefärztin und Ärztliche Direktorin, hat sie sich mit großem Sachverstand und Leidenschaft für soziale Psychiatrie eingesetzt: Dr. Cornelia Oestereich ist am Mittwoch in der KRH Psychiatrie Wunstorf feierlich ver-abschiedet worden. Mehr als 160 Gäste waren bei der Feier im Sozialzentrum dabei, neben Kolleginnen und Kollegen auch auswärtige berufliche Weggefährten sowie Vertreter aus der Politik.
„Mit Ihnen geht eine Ära in Wunstorf zu Ende. Wir möchten Ihnen unseren großen Dank, Anerkennung und Respekt aussprechen“: So würdigte KRH-Geschäftsführer Dr. Matthias Bracht das berufliche Lebenswerk von Dr. Cornelia Oestereich. Den Wandel zu modernen Versorgungsstrukturen mit hoch differenzierten und bedarfsgerechten stationären, teilstationären und ambulanten Therapieangeboten habe Oestereich entscheidend mitgestaltet, betonte Bracht. Sie sei auch kritische Mahnerin gewesen und „da hat man hingehört“.
In den vier Jahrzehnten von Oestereichs Wirken in Wunstorf habe sich das Krankenhaus von einer psychiatrischen Anstalt zu einer sozialpsychiatrischen Fachklinik entwickelt, sagte der Ärztlicher Direktor, Prof. Marcel Sieberer: „Sie haben die Klinik maßgeblich bewegt.“
Am 1. Dezember 1978 trat Cornelia Oestereich ihren Dienst im damaligen Landeskrankenhaus Wunstorf an. 1984 wurde sie Oberärztin, 1990 Leitende Ärztin der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie, die mit 170 Betten die größte Fachklinik der Psychiatrie Wunstorf ist. Neben ihrer Position als Chefärztin war sie von 2008 bis 2013 zudem als Ärztliche Direktorin tätig.
Für besondere Verdienste um die ärztliche Versorgung der Bevölkerung und um den Berufs-stand wurde sie 2010 mit der Ehrenplakette der Ärztekammer Niedersachsen ausgezeichnet. Die Ehrung bekam sie für ihr kontinuierliches Engagement in der ärztlichen Fortbildung und ihre Lehrtätigkeit im Bereich der sogenannten systemischen Therapie, bei der das soziale Bezugssystem des Patienten in die Behandlung mit einbezogen wird. Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit zählte zudem interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie für schwer traumatisierte Geflüchtete.
Als musikalische Überraschung sang der engste Kollegenkreis ein Lied für „Cornelia“, dieses Geschenk rührte sie sichtlich. Ganz verabschieden aus der Welt der Psychiatrie wird sich Cor-nelia Oestereich auch als Ruheständlerin nicht. Im nächsten Jahr geht es aber zunächst auf große Fahrt. Sie überquert den Atlantik auf einem Fünfmast-Segelschiff von der Karibik nach Portugal.
Priv.-Doz. Dr. Iris Tatjana Graef-Calliess folgt Dr. Oestereich
Die Nachfolge von Dr. Oestereich als Chefärztin Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie der tritt Anfang 2018 Privatdozentin Dr. med. Iris Tatjana Graef-Calliess an. PD Dr. Graef-Calliess war zuletzt als leitende Ärztin im Klinikum Wahrendorff in Sehnde tätig.