Die beiden Psychiatrie-Standorte des Klinikums Region Hannover (KRH) haben jetzt auch offiziell einen neuen ärztlichen Chef. Am Mittwoch wurde Prof. Dr. Marcel G. Sieberer in einer Feierstunde in sein neues Amt eingeführt. Ganz herzlich begrüßt wurde er von der KRH Geschäftsführung und seinen beiden Direktoriumskollegen der Psychiatrie.
„Wir haben relativ lange gebraucht, um diese wichtige Position des Ärztlichen Direktors neu zu besetzen“, gab Dr. Matthias Bracht, KRH Geschäftsführer Medizin, in seiner Begrüßungsrede zu. „Das lag einfach daran, dass wir sehr schnell wussten, wer der Richtige für diese Aufgabe ist, nämlich Sie, Prof. Dr. Sieberer. Und manchmal bedürfen solche geplanten Wechsel dann einen gewissen zeitlichen Vorlauf.“ In diesem Zusammenhang dankte Bracht noch Dr. Claudia Wilhelm-Gößling und Dr. Stefan Mohr für die zurückliegende Zeit. Beide hatten an den jeweiligen Standorten in der KRH Psychiatrie Langenhagen und der KRH Psychiatrie Wunstorf die Funktion des Ärztlichen Direktors kommissarisch übernommen. Das Sieberer die richtige Wahl für die Position des hauptamtlichen Ärztlichen Direktors ist, begründete Bracht mit den übereinstimmenden Vorstellungen von dem, wie eine moderne Psychiatrie aufgestellt sein muss. „Wir sind im KRH keine Einzelkämpfer, sondern ein starker Verbund. Was im Großen für den Konzern gilt, gilt auch im Kleineren für unsere unterschiedlichen psychiatrischen Angebote.“ Als besondere Herausforderungen, die auf Sieberer warten, nannte Bracht die Veränderungen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen und in den Abrechnungssystemen, aber vor allem auch die Notwendigkeit, psychiatrische Versorgung zukünftig stärker dezentral und wohnortnäher für die Patienten anbieten zu wollen.
Sieberer, der bereits von 2005 bis 2007 im KRH am Standort Laatzen tätig war, studierte in Gießen und arbeitete in unterschiedlichen Häusern und Universitätsklinika in Hannover, Lübeck und Münster. Der 47-Jährige ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Außerdem hat er die Zusatzbezeichnungen Geriatrie und Suchtmedizinische Grundversorgung erworben. Auch Sieberer ging auf die Baustellen ein, die er und sein Team in Wunstorf und Langenhagen bearbeiten werden müssen. Dazu zählen die Integration des neuen Entgeltsystems, der neue Landespsychiatrieplan, das neue Patientenrechtegesetz oder auch das neue gesetzlich geregelte Entlassungsmanagement. Als eine der zentralen Aufgaben betonte er aber die Notwendigkeit, sich stärker auf die sich verändernden Patientenbedürfnisse zu konzentrieren. „Längst ist Dr. Google der zuallererst konsultierte virtuelle Arzt geworden, wenn es um allgemeine Gesundheitsaufklärung oder aber auch Anleitung zur Selbstmedikation geht. Unsere Patientinnen und Patienten werden immer aufgeschlossener, sich Rat und Tat aus Internetangeboten zu holen, ohne dabei die Richtigkeit der Information und deren Angemessenheit immer sicher beurteilen zu können.“ Aus Sicht des Psychiaters reicht es jedoch nicht aus, diesen Zustand zu beklagen. Vielmehr sollten auch die Psychiatrischen Kliniken darauf reagieren und fachlich fundierte Angebote entwickeln. „Bedarfs- und patientengerechte Versorgungsmodelle werden zukünftig auch in der Psychiatrie internetbasierte Angebote und andere E-Health-Ansätze stärker berücksichtigen.“ Gleichzeitig machte Sieberer aber auch ganz klar deutlich, dass die Welt der Psychiatrie keine digitale, sondern eine analoge ist. „Psychische Störungen sind keine „Softwarefehler“ und benötigen daher in aller Regel eine Therapie, in der die persönliche Begegnung und die therapeutische Beziehung zwischen Patient und Arzt bzw. Therapeut im Mittelpunkt stehen.“
Beim Blick auf die Tradition und die hoch motivierten und spezialisierten Teams der beiden Häuser zeigte sich Sieberer sehr zuversichtlich, dass es gemeinsam gelingen werde, auch zukünftige Veränderungsnotwendigkeiten meistern zu können. „Sowohl die KRH Psychiatrie in Wunstorf als auch die KRH Psychiatrie Langenhagen gehörten in ihrer bis in die Anfänge des 18. Jhd. zurückreichenden Geschichte immer wieder zu den Vorreitern und Treibern von Modernisierung und Erneuerung. Beispielsweise bei der Entwicklung tagesklinischer Angebote oder bei der Mitgestaltung und Umsetzung einer flächendeckenden Sektorversorgung wurde hier echte Pionierarbeit geleistet, die Modellcharakter für Einrichtungen in ganz Deutschland hatte.“
Auch die beiden Direktoriumskollegen der KRH Psychiatrien, für den kaufmännischen Bereich Johannes Brack und für den Pflegebereich Birgit Krukemeier, zeigten sich sehr erfreut über die Wahl des neuen Ärztlichen Direktors. „Wir sind Ihren beiden Vertretungen, Frau Dr. Wilhelm-Gößling und Herrn Dr. Mohr sehr dankbar für die tolle Zusammenarbeit in der Interimsphase. Gleichzeitig freuen wir uns sehr auf die gemeinsame Arbeit und darauf, die zahlreichen und komplexen Aufgaben gemeinsam bewältigen zu dürfen“, betonten beide unisono.
Geschäftsführer Bracht machte noch einen Exkurs in Sieberers KRH-Vergangenheit. „Als Oberarzt der Neurologie in Laatzen haben wir Sie damals verloren und es hat zehn Jahre gedauert bis wir Sie zurückgewinnen konnten. Das sollte uns nicht noch einmal passieren.“ Prof. Sieberer ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.