Bei Patienten mit schweren Lungenkrankheiten, die über mehrere Wochen künstlich beatmet werden müssen, ist die Entwöhnung vom Beatmungsgerät (das sogenannte „Weaning“) oft ein gravierendes Problem. Für diese schwerkranken Beatmungspatienten besteht im KRH Klinikum Oststadt-Heidehaus jetzt ein neues Therapieangebot, das in der Region Hannover bislang einmalig ist: In der sogenannten „Weaning-Einheit“ mit fünf Behandlungsplätzen, die an die interdisziplinäre Intensivstation angegliedert ist, werden Patienten gezielt und schonend von der künstlichen Beatmung entwöhnt, betont Prof. Dr. Bernd Schönhofer, Chefarzt der Fachklinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin im Oststadt-Heidehaus.
Die Weaning-Therapie (englisch to wean = "entbinden") umfasst die Phase der Entwöhnung des Patienten von maschineller Beatmung. Mit Hilfe eines auf die körperliche Verfassung und den Schweregrad der Erkrankung des einzelnen Patienten abgestimmten Behandlungskonzepts in der Weaning-Einheit erlernen mehr als die Hälfte der Patienten wieder selbständig zu atmen. Diese Fähigkeit können sie auf der Weaning-Station Schritt für Schritt zurück erlangen, angepasst an individuelle Fortschritte. Eine wichtige Maßnahme hierbei ist die Umstellung von der invasiven Beatmung über Tubus oder Trachealkanüle zur nicht-invasive Beatmung mit einer Maske bis zur völlig eigenständigen Atmung.
Das Team um Chefarzt Prof. Schönhofer und den Oberarzt Dr. Dirk Heinemeyer hat die Weaning-Einheit gemeinsam mit Kollegen aus der Pflege, Physiotherapie und Sozialarbeit/Entlassungsmanagement langfristig geplant und vorbereitet. In die Einheit aufgenommen werden Patienten, die auf Intensivstationen des Klinikum Region Hannover oder von anderen Trägern mindestens zwei bis drei Wochen künstlich beatmet wurden. In der Weaning-Einhheit werden die Patienten durchschnittlich einen Monat lang betreut.
Eine wichtige Rolle zur Stabilisierung des Behandlungserfolgs spielt zudem die Nachsorge. Durch enge Abstimmung mit Reha-Einrichtungen sowie ambulanten Diensten wird die bestmögliche Versorgung nach dem Klinikaufenthalt gesichert.
Schönhofer gehört zu den führenden deutschen Beatmungsmedizinern. In der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) leitet er die Projektgruppe „WeanNet“ – einem Verbund von rund 80 Weaning-Einheiten, der auch für die „Akkreditierung der Weaningszentren“ verantwortlich ist. Beim großen DGP-Jahreskongress, dessen Präsident Prof Schönhofer ist und bei dem sich in dieser Woche mehr als 3.000 Lungenärzte auf dem Messegelände in Hannover treffen, zählt „Weaning“ zu den wichtigen Fachthemen. Der Bedarf für Weaningtherapie steigt, da zunehmend Patienten mit schweren Lungen- oder Herzerkrankungen zu versorgen sind, die auf künstliche Beatmung angewiesen sind. Hinzukommt die wachsende Zahl von Menschen, die im hohen Alter operiert werden und die zum großen Teil ebenfalls über einen längeren Zeitraum maschinelle Atemunterstützung brauchen. In 50 Prozent der Fälle, gelingt es auf Spezialstationen, Patienten vollständig von künstlicher Beatmung zu entwöhnen, lauten die Erfahrungen der Experten. Ein Viertel der Patienten ist bei Verlassen der Station weiter auf unterstützende Hilfe beim Atmen angewiesen. Manche Patienten brauchen noch eine komplette Beatmung, andere nur eine nächtliche Unterstützung durch die Maske, die sogenannte „Heimbeatmung“. Etwa 20% der Patienten versterben an den Folgen schwerer Grunderkrankung.
Die Weaning-Einheit im Oststadt-Heidehaus versteht sich als Angebot für die gesamte KRH-Klinikgruppe. Das Weaning-Team ist telefonisch unter 0163-545 13 53 oder per E-Mail unter weaning-klinikum-oststadt-heidehaus(@)krh.eu zu erreichen.