Ärzte und Pflegekräfte im KRH Klinikum Nordstadt trainieren seit Februar 2011 in einem richtungsweisenden Projekt „Patientensicherheit“, wie Erfahrungen aus der Zivilluftfahrt für Fehlervermeidung in der Medizin genutzt werden können. Zu den Instrumentarien, die in der Luftfahrt seit Jahrzehnten selbstverständlich sind, gehören zum Beispiel Checklisten, sichere Kommunikationsstrukturen, Fehlermeldesysteme, Simulationstraining oder systematische Schadensmessung. „Die Schulungen kommen bei unseren Mitarbeitern gut an, sie dienen letztlich auch dem eigenen Schutz“, betont PD Dr. Jörg Isenberg, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, der das Projekt gemeinsam mit Frauke Vogelsang (OP-Management) leitet.
Die Resonanz auf das Nordstadt-Projekt in den Medien zeigt, welch hohen Stellenwert das Thema Patientensicherheit in der Öffentlichkeit hat. Das ARD-Magazin „Plusminus“ brachte am 19. April 2011 einen Beitrag, in dem u. a. Chefarzt Dr. Isenberg beim Training an einem Flugsimulator am Flughafen Hannover gezeigt wurde. Am 11. Mai 2011 zeigte der TV-Sender RTL im regionalen Programm einen Drei-Minuten-Film über das Projekt mit Aufnahmen aus Nordstadt-OPs und einem Interview mit Chefarzt Prof. Jan-Peter Jantzen. Auch mehrere Radiosender berichteten positiv über die Sicherheitsschulungen.
Projektpartner ist die Firma „Assekurisk Medical Safety Partners“ aus Luxemburg, die Sicherheitsstrategien und Instrumente der Hochsicherheitsbranche Luftfahrt auf Tauglichkeit im Klinikalltag überprüft, adaptiert und einsetzt. Als Trainer von Assekurisk üben der Flugkapitän Hans Härting und die Wiener Gynäkologin Dr. Ursula Densison mit den Nordstadt-Mitarbeitern an neun Schulungsnachmittagen Sicherheitsstandards ein. Zum Programm gehören zudem Simulationstraining an medizinischen Geräten und die Überprüfung der Ergebnisse neu eingeführter Sicherheitssysteme.
Die konsequente Umsetzung der Instrumente und Strategien für mehr Sicherheit im OP könne die Schäden am Patienten um die Hälfte reduzieren, sagt Flugkapitän Härting, der seit sieben Jahren Schulungsprogramme in Krankenhäusern begleitet: „Das wichtigste ist gute Kommunikation und ein vertrauensvolles Miteinander im Team.“ Wenn es um die Sicherheit für Patienten gehe, müsse jeder ohne Rücksicht auf Hierarchien „alles sagen dürfen“, betont Härting.