Das KRH Weaning-Team mit Gutachtern: Prof. Bernd Schönhofer, Frank Bannert, Dr. Dirk Heinemeyer, Dietmar Mähler, Prof. Carl Crieé, Dr. Nina Hämäläinen, Dr. Maik Brandes, Dr. Michael Westhoff, Jan Schmieszek, Jenny Buchheister-Schulz, Silke Diag und Josephine Kaiser (v.l.).
Externe Fachgutachter haben das Weaningzentrum im KRH Klinikum Oststadt-Heidehaus, in dem schwer kranke langzeitbeatmete Patienten vom Beatmungsgerät „entwöhnt“ werden, mit einem Gütesiegel ausgezeichnet. Das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin bescheinigt dem Team um Chefarzt Prof. Bernd Schönhofer und Oberarzt Dr. Dirk Heinemeyer in der Fachklinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin höchste Qualität der Therapie gemäß den Leitlinien der Fachgesellschaft. In ganz Niedersachsen gibt es neben dem zertifizierten Weaningzentrum im Klinikum Oststadt-Heidehaus bislang nur ein weiteres geprüftes Weaningzentrum in Göttingen.
Das hoch spezialisierte Therapieangebot mit fünf Behandlungsplätzen, die an die interdisziplinäre Intensivstation angegliedert sind, besteht seit dem Frühjahr 2010. Bei Patienten mit schweren Lungenkrankheiten, die über mehrere Wochen künstlich beatmet werden müssen, ist die Entwöhnung vom Beatmungsgerät (das sogenannte „Weaning“) oft ein gravierendes Problem. Die Weaning-Therapie (englisch to wean = "entwöhnen") umfasst die Phase der Entwöhnung des Patienten von maschineller Beatmung. Mit Hilfe eines auf die körperliche Verfassung und den Schweregrad der Erkrankung des einzelnen Patienten abgestimmten Behandlungskonzepts erlernen mehr als die Hälfte der Patienten wieder selbständig zu atmen. Diese Fähigkeit können sie auf der Weaning-Station Schritt für Schritt zurück erlangen, angepasst an individuelle Fortschritte. Eine wichtige Maßnahme hierbei ist die Umstellung von der invasiven Beatmung über Tubus oder Trachealkanüle zur nicht-invasiven Beatmung mit einer Maske bis zur völlig eigenständigen Atmung.
In die Einheit aufgenommen werden Patienten, die auf Intensivstationen des Klinikum Region Hannover oder von anderen Trägern mindestens zwei bis drei Wochen künstlich beatmet wurden. In der Weaning-Einhheit werden die Patienten durchschnittlich einen Monat lang betreut. Eine wichtige Rolle zur Stabilisierung des Behandlungserfolgs spielt zudem die Nachsorge. Durch enge Abstimmung mit Reha-Einrichtungen sowie ambulanten Diensten wird die bestmögliche Versorgung nach dem Klinikaufenthalt gesichert.
Der Bedarf für Weaningtherapie steigt, da zunehmend Patienten mit schweren Lungen- oder Herzerkrankungen zu versorgen sind, die auf künstliche Beatmung angewiesen sind. Hinzukommt die wachsende Zahl von Menschen, die im hohen Alter operiert werden und die zum großen Teil ebenfalls über einen längeren Zeitraum maschinelle Atemunterstützung brauchen. In 50 Prozent der Fälle, gelingt es auf Spezialstationen, Patienten vollständig von künstlicher Beatmung zu entwöhnen, lauten die Erfahrungen der Experten. Ein Viertel der Patienten ist bei Verlassen der Station weiter auf unterstützende Hilfe beim Atmen angewiesen. Manche Patienten brauchen noch eine komplette Beatmung, andere nur eine nächtliche Unterstützung durch die Maske, die sogenannte „Heimbeatmung“. Etwa 20 Prozent der Patienten versterben an den Folgen schwerer Grunderkrankung.