Die Besuchskommission für das Gebiet Hannover des niedersächsischen Ausschusses für die Angelegenheiten der psychiatrischen Krankenversorgung hat nach einem Besuch in der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie der KRH Psychiatrie Wunstorf am 16. Januar 2013 insbesondere die nächtliche Betreuung von demenzkranken Patienten in einem Gemeinschaftsraum kritisch hinterfragt. In den Medien ist diese Thematik großteils skandalisierend veröffentlicht worden. Die Hinweise der Besuchskommission sind konstruktiv und hilfreich. Die mediale Berichterstattung hingegen ist destruktiv.
Zu den Fakten
Der Besuch der Besuchskommission auf der Spezialstation für Demenzkranke (Station G1.1) erfolgte um ca. 22:15 Uhr. Die Station war zum Zeitpunkt der Begehung mit 22 Patienten belegt, davon wurden zwölf besonders schutzbedürftige Patienten im 126 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum gemeinsam betreut, damit ständiger Sichtkontakt und Hilfemöglichkeit durch die Fachkrankenschwestern gewährleistet ist. Ein betreuungsrechtlich untergebrachter Patient der Station war fixiert, eine Fixierungsgenehmigung lag vor. Es waren zwei speziell ausgebildete Pflegekräfte im Nachtdienst.
Bewertung des Direktoriums
Die Situation auf der Station G 1.1 war von der Anzahl der intensiv zu betreuenden und zu überwachenden Patienten außergewöhnlich. Die derart hohe Belegung der Station mit dieser Intensivpatientengruppe war nicht vorhersehbar. Die erfahrenen Pflegekräfte der Station G 1.1 versichern, dass diese extreme Situation mit zwölf in der Nacht intensiv im Gemeinschaftsraum zu betreuenden Patienten für sie neu war. Die Entscheidung des pflegerischen Nachtdienstes war im Blick auf die außergewöhnlich hohe Zahl der besonders schutzbedürftigen Patienten fachlich und qualifiziert begründet.
Konsequenzen
Der Pflegedirektor und die Pflegedienstleitung der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie werden auf den Stationen G 1.1 und G 1.3 jeweils drei Nachtdienststellen – statt bisher zwei – besetzen. Dies wird bereits seit dem 11. Februar 2013 praktiziert. Künftig ist gewährleistet, dass bei besonderen Belegungssituationen (Anteil besonders intensiv zu betreuender Patienten) eine zusätzliche Pflegekraft gerufen werden kann. Die pflegerischen und die ärztlichen Hintergrunddienste werden unverzüglich eingebunden. Ziel dieser Maßnahmen ist es, alle intensiv zu betreuenden Patienten nachts in ihren Zimmern zu betreuen.
Externe Expertenmeinung wird eingeholt
Die Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie der KRH Psychiatrie Wunstorf behandelt mit modernen Konzepten gerontopsychiatrische Patienten mit schweren Demenzerkrankungen, die in Krankenhäusern und Pflegeheimen, auch in anderen psychiatrischen Kliniken, oft kein speziell auf sie zugeschnittenes Behandlungsangebot erhalten. Umso mehr bedauern wir, dass es auf der besuchten Station G1.1 an diesem Tag eine besonders große Patientengruppe intensiv zu behandelnder und zu versorgender Demenzkranker gab, die nachts in einem Aufenthaltsraum dennoch fachgerecht und medizinisch qualifiziert betreut wurden. Das Direktorium hat Respekt vor der schwierigen, hochkomplexen psychiatrischen und pflegerischen Arbeit des multiprofessionellen Teams der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie und speziell der G 1.1.
Dessen ungeachtet ist es erforderlich, eine externe Expertenmeinung mit gerontopsychiatrischer und speziell gerontopsychiatrisch fundierter Demenz-Expertise zum qualifizierten Check einzuholen, um die Behandlungskonzepte in dieser Situation bewerten zu lassen und gegebenenfalls weiter zu entwickeln.
Direktorium der KRH Psychiatrie Wunstorf
Dr. med. Cornelia Oestereich, Ärztliche Direktorin
Dieter Salewski, Pflegedirektor
Matthias Nowack, Kaufmännischer Direktor