„Zwei Drittel aller niedersächsischen Krankenhäuser droht das Aus“: Unter diesem Motto ging am vergangenen Freitag die Allianz hannoverscher Krankenhäuser gegen die Finanznot auf die Straße. Die Aktion auf Initiative der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft sollte die Bevölkerung auf die unzureichende Krankenhausfinanzierung hinweisen, die insbesondere in unserem Bundesland ein akutes Problem für Krankenhäuser aller Träger ist. Da der von den Krankenkassen gezahlte sogenannte Landesbasiswert, der allen Abrechungsfällen zugrunde gelegt wird, in Niedersachsen vergleichsweise besonders niedrig ist, bekommen die hiesigen Kliniken für gleiche Leistungen weniger Geld als in anderen Bundesländern.
Das KRH hätte zum Beispiel jährlich 30 Millionen Euro mehr Erlöse, wenn wir unsere Leistungen in Rheinland-Pfalz abrechnen würden. In Bremen bekäme das KRH mehr als zehn Millionen Euro mehr ausgezahlt. Die Politik hat die ungerechte Finanzierung zwar mittlerweile erkannt, doch aufgrund der unschiedlichen Interessen in den einzelnen Bundesländern ist ein einheitlicher Verrechnungsmaßstab für Klinikleistungen in ganz Deutschland bislang nicht durchsetzbar.
Die meisten Passanten am Kröpcke äußerten sich verständnisvoll für die Argumente der Krankenhaus-Vertreter, mit Begriffen wie „Landesbasisfallwert“ konnte jedoch kaum jemand etwas anfangen. „Bei so vielen bedrohten Krankenhäusern kann nicht mehr die Rede von schlechtem Wirtschaften sein, hier liegt ein Systemfehler vor“, heißt es in einer Informationskarte der Krankenhausgesellschaft, die Klinikbeschäftigte verteilten. Zahlenmäßig besonders stark waren Pflegekräfte aus dem Friederikenstift und dem DRK-Clementinenhaus am Kröpcke vertreten. Der Ärztliche Direktor des Kinderkrankenhauses auf der Bult, Dr. Thomas Beushausen, der im Namen der Klinikallianz eine kurze Rede hielt, warb für Verständnis, dass „nicht Tausende“ Beschäftigte aus allen Häusern bei der Protestaktion dabei sein könnten: „Die Kolleginnen und Kollegen sind auf den Stationen für Patienten im Einsatz.“