Am bundesweiten Adipositas-Aktionstag beteiligen sich auch drei hannoversche Kliniken: Im KRH Klinikum Nordstadt, im DRK Clementinenhaus und im Henriettenstift werden am 25. Mai schwer übergewichtige Patienten operiert, die noch keine Kostenzusage der Krankenkasse für diesen Eingriff haben – obwohl sie nach wissenschaftlich überprüften Leitlinien dringend einer Operation bedürfen.
Regional bestehen sehr große Unterschiede in der Bewertung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen. So schwankt die Anzahl der durchgeführten Eingriffe pro 100.000 Einwohner zwischen 3 (Saarland) und 48 (Berlin). „Diese Anzahl der Eingriffe in Deutschland liegt deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 18 Operationen. Hierzulande werden im Schnitt zwölf Operationen je 100.000 Einwohner durchgeführt, in Belgien zum Beispiel sind es zehnmal so viele“, sagt Prof. Dr. Julian Mall, Chefarzt im KRH-Klinikum-Nordstadt.
Die Zahl der Fälle von krankhaftem Übergewicht (Adipositas) nimmt seit Jahrzehnten weltweit dramatisch zu. Effektive Präventionsprogramme gibt es noch nicht, sodass die Ärzte eine zentrale Rolle bei der Behandlung übernehmen müssen. „Viele Ärzte engagieren sich beim Aufbau von medizinischen Versorgungsstrukturen, zum Beispiel von zertifizierten Adipositas-Zentren. Dafür fordern wir eine adäquate finanzielle Ausstattung“, sagt Dr. Nadine Schulze, Oberärztin im Henriettenstift. Für schwer übergewichtige Patienten ist ein operativer Eingriff häufig die einzige effektive Möglichkeit der Therapie. Ein Kernpunkt der Forderungen am Aktionstag ist die Abschaffung der Einzelgenehmigungen für adipositaschirurgische Eingriffe, wenn diese leitliniengerecht und qualitätsgesichert durchgeführt werden. „Denn die Genehmigungspraxis der Krankenkassen ist regional sehr unterschiedlich, nicht nachvollziehbar und häufig sozial ungerecht“, sagt Dr. Andreas Kuthe, Chefarzt im DRK-Krankenhaus Clementinenhaus.