Patienten mit schwer eingeschränkter Lungenfunktion konnte bislang keine komplexe Lungenoperation zur Entfernung von Tumoren angeboten werden, da eine konventionelle seitengetrennte Beatmung während der Operation für eine sichere Sauerstoffversorgung nicht ausreichte. Mit einem innovativen OP-Verfahren, das erstmals im Klinikum Siloah-Oststadt-Heidehaus eingesetzt wurde, ist dies jetzt bei einer Patientin gelungen.
Bei der Patientin war aufgrund eines Lungentumors in der Vergangenheit der linke Lungenoberlappen entfernt worden. Jetzt stellte sich die Patientin mit mehreren Metastasen in der rechten Lunge zur Operation vor. In den Voruntersuchungen zeigte sich, dass der verbliebene linksseitige Lungenunterlappen nur noch in geringem Ausmaß am Gasaustausch teilnahm. Der Eingriff war konventionell nicht möglich. Um die Operation realisieren zu können wurde eine sogenannte extrakorporale Lungenassistenz (extrakorporale Membranoxygenierung) eingesetzt, eine Art „künstliche Lunge“.
Unmittelbar vor Beginn der Operation wurde durch die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin ein Lungenassistenzsystem perkutan venös implantiert. Das System entnimmt über eine Kanüle in der Leiste sauerstoffarmes und kohlendioxidreiches Blut. Das Blut wird durch eine Zentrifugalpumpe und einen Membranoxygenator geleitet und nach Anreicherung mit Sauerstoff und Entfernung des Kohlendioxids wieder dem Patienten über eine Kanüle in der Vena jugularis in den rechten Vorhof des Herzens zurückgeführt. Das System stellt während der Operation den Gasaustausch sicher und ist deutlich weniger belastend als der Einsatz einer Herz-Lungenmaschine.
Durch den Einsatz der extrakorporalen Membranoxygenierung konnte die Operation erfolgreich durchgeführt werden. Das System wurde unmittelbar nach Ende der Operation entfernt. Die Patientin konnte bereits am ersten Tag nach der Operation die Intensivstation verlassen und ging fünf Tage nach der Operation tumorfrei nach Hause.
Das interdisziplinäre Behandlungsteam aus Anästhesiologie (PD. Dr. David, Dr. Schleufe) und Thoraxchirurgie (Prof. Dr. Fieguth, Dr. Nikolov) haben dieses bislang nur in wenigen Kliniken in Deutschland angewendete Verfahren der Lungenassistenz während Tumorchirurgie an der Lunge für das KRH im Klinikum Siloah-Oststadt-Heidehaus etabliert.