Das Ei wird aufgeschlagen, der Inhalt landet in der Pfanne. Es knistert und der typische Geruch von Spiegelei steht in der Luft. Ein Geruch, den jeder kennt und der Geborgenheit vermitteln kann. Gisela Vorwerk arbeitet mit dem Spiegeleigeruch. Die 76-Jährige aus Pattensen ist ehrenamtliche Mitarbeiterin auf der Palliativstation des KRH Klinikums Siloah. Hier liegen Patienten, die in einer ganz besonderen Situation sind, denn ihre jeweilige Krankheit, wie beispielsweise Krebs, ist nicht mehr heilbar und zusätz-lich leiden sie erheblich unter den Auswirkungen – in der Regel starke Schmerzen oder Übelkeit. Das Ziel der Therapie auf der Palliativstation ist dann nicht mehr Heilung, sondern die Patienten zu stabilisieren und ihre Leiden zu lindern, sodass die ihnen verbleibende Lebenszeit anschließend zu Hause oder in einem Hospiz so weit wie möglich angenehm ist. Und hierbei helfen neben Ärzten, Pflegekräften, Psychoonkologen und Seelsorgern auch ehrenamtliche Helfer – 15 davon sind es auf der Palliativstation im Siloah.
Gisela Vorwerk ist bereits seit 16 Jahren dabei und sie hat ihren eigenen, individuellen Weg gefunden, den Patienten zu helfen, unter anderem eben mit ihren Spiegeleiern. „Der Geruch erinnert viele an die eigene Küche zu Hause, an früher, an ihre Kindheit. Sie bekommen Appetit und freuen sich auf ihr Spiegelei, auch wenn sie vielleicht gar nicht mehr als einen Bissen davon essen können. Es geht aber vor allem um das Gefühl, dass man etwas Besonderes gemacht bekommt, dass ein anderer Mensch sich um einen kümmert.“ Einmal pro Woche, meist samstags, kommt Gisela Vorwerk auf die Palliativstation und brät und verteilt ihre Spiegeleier. „Das öffnet mir ganz andere Tore, als wenn ich die Patienten einfach nur ansprechen würde. So bin ich für sie da, tue Ihnen etwas Gutes und wenn sie dann von sich aus wollen, entwickelt sich auch mal ein längeres Gespräch.“
Gisela Vorwerk und ihre Spiegeleier sind nur ein Beispiel dafür, wie sich auf der Palliativstation um die Patienten gekümmert wird. „Wir machen vieles möglich, weil wir wollen, dass hier das Leben stattfindet“, macht der leitende Arzt Dr. Markus Sosada deutlich. „Wir haben hier in unserem Wohnzimmer auf der Station schon goldene Hochzeiten gefeiert und natürlich feiern wir Ostern, Weihnachten und alles sonst, was für unsere Patienten eine Bedeutung hat. Wir möchten Ihnen so zeigen, dass sie noch da sind und dass sie teilhaben können an dem, was das Leben ihnen anbietet.“
Trotz aller schönen Momente und Anlässe gibt es auch Tage, die einen mitnehmen, weiß Gisela Vorwerk. „Mein Mann sieht mir das an, wenn ich nach Hause komme und fragt: Na, war es heute schwierig? An solchen Tagen brauche ich dann immer etwas Schokolade.“
Die besondere Aufgabe der Palliativstation und die Arbeit, die dort geleistet wird, wurde jetzt auch durch eine 45-minütige Hörfunk-Reportage des NDR gewürdigt. Die Journalistin Dr. Sabine Guckel-Seitz inter-viewte hierzu neben Gisela Vorwerk auch Ärzte und Seelsorger auf der Station. Sendetermin ist der 15. Dezember 2016 um 19:05 Uhr auf NDR 1 Niedersachsen.